Archivbild: Jörg Haider am 09.03.2005

11. Oktober 2008 - Jörg Haider stirbt bei Verkehrsunfall

Stand: 11.10.2018, 00:00 Uhr

Bergsteigen, Surfen, Marathon laufen, Singen - Jörg Haider kommt nicht als grimmiger Deutschtümler daher, sondern als locker lächelndes Jugendidol. Von Trachtenjanker bis Disco-Hemd: Der österreichische Politiker schlüpft ständig in neue Rollen - mit bis zu fünf Outfit-Wechseln am Tag.

Doch Haiders Ideen lassen keinen Zweifel: Er ist "ein Vorreiter der Neuen Rechten in Europa", sagt Thomas Schmidinger, Politikwissenschaftler an der Universität Wien.

Jörg Haider, Politiker (Todestag 11.10.2008)

WDR 2 Stichtag 11.10.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 08.10.2028 WDR 2


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Eltern sind Nazis

Haiders politische Ausrichtung hat Familientradition: Beim "Anschluss" Österreichs 1938 jubeln auch seine Eltern. Der Vater ist schon vor der Annexion aktiver Nationalsozialist, die Mutter BDM-Führerin. An der Gesinnung ändert auch die Niederlage 1945 nichts.

Der 1950 in Oberösterreich geborene Haider lebt später in Kärnten. Sein weitläufiges Anwesen im Bärental, das ursprünglich im Besitz einer italienisch-jüdischen Familie war, ist in der NS-Zeit arisiert worden. Haider erbt es. Als 16-Jähriger fällt er erstmals auf: Er gewinnt einen Redewettbewerb beim deutschnational ausgerichteten Österreichischen Turnerbund.

Landeshauptmann von Kärnten

1986 erkämpft sich Haider den Vorsitz der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Später hält er eine Rede vor Veteranen der Waffen-SS und bescheinigt ihnen "Anstand". Er spricht sich zudem gegen die "Vermischung" von Völkern aus.

1989 wird er Landeshauptmann von Kärnten in Koalition mit der bürgerlichen Österreichischen Volkspartei (ÖVP). Diese stürzt ihn zwei Jahre später, weil er im Landtag die Beschäftigungspolitik der Nationalsozialisten lobt.

1999 gewinnt Haider die Landtagswahlen in Kärnten und wird erneut Landeshauptmann. Ein Jahr später holt er bei den Nationalratswahlen mehr Stimmen als die ÖVP und handelt eine Koalition unter Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) aus.

Betrunken und zu schnell

Bei Neuwahlen verliert die FPÖ jedoch fast zwei Drittel ihrer Wählerstimmen. 2005 tritt Haider im Streit aus der Partei aus und gründet das "Bündnis für die Zukunft Österreichs" (BZÖ). Er fädelt die Übernahme der Hypo-Alpe-Adria-Bank durch die BayernLB ein. Der Chef der BayernLB gibt später vor Gericht zu, dass er Haider mit 2,5 Millionen Euro bestochen habe.

Haider muss sich dafür nicht verantworten. Der 58-Jährige stirbt am 11. Oktober 2008 bei einem Autounfall. Er war betrunken und zu schnell unterwegs.

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