IS ruft Kalifen in Syrien und Irak aus

29. Juni 2014 - IS ruft Kalifat in Syrien und Irak aus

Stand: 29.06.2019, 00:00 Uhr

"Gott hat Euren Brüdern, den Gotteskriegern, Sieg und Erfolg beschert, weshalb sie zur Ausrufung des Kalifats eilten und einen Kalif wählten", so lautet die Audiobotschaft, die am 29. Juni 2014 im Internet verbreitet wird. Dieser Kalif ist Abu Bakr al-Bagdadi, Anführer der Terrorgruppe Islamischer Staat in Syrien und dem Irak (ISIS), der sich kurz IS nennt.

IS ruft Kalifat aus (am 29.06.2014)

WDR 2 Stichtag 29.06.2019 04:16 Min. Verfügbar bis 26.06.2029 WDR 2


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Die Ursprünge der Terrorgruppe reichen zu Al-Kaida zurück. Der IS nutzt geschickt das Vakuum, das nach dem Sturz Saddam Husseins 2003 in der Region entsteht. Entmachtete Ex-Militärs von Hussein schließen sich den Terroristen an, fast alle Waffen des Iraks fallen dem IS in die Hände.

Enthauptung vor laufender Kamera

2010 beginnt die Terrorgruppe mit der gnadenlosen Eroberung von Dörfern und Städten im Irak und Syrien. "Sie stachen die Menschen willkürlich ab", erzählt ein Augenzeuge. Nicht nur vor Ort verbreitet man Angst und Schrecken. Auch mit besonders grausamen Videos, die etwa die Enthauptung des US-Journalisten James Foley zeigen, erzeugt der IS Aufmerksamkeit.

Die Opfer sind wie die Häftlinge in Guantanomo in orangefarbenen Overalls gekleidet. Britische Muttersprachler richten ihre Hassbotschaften an die USA: "Jeder Versuch von Dir, Obama, den Muslimen ihr Recht auf ein sicheres Leben unter dem islamischen Kalifat zu nehmen, wird zu Blutvergießen in Deinem Volk führen."

Terror im Hochglanzformat

Über das Internet und soziale Netzwerke setzen sich die Terroristen in Szene, verbreiten den Traum vom Staat für alle Muslime: Videos zeigen mit glänzenden Gewehren bewaffnete Männer, die bei Sonnenuntergang aus einem Hubschrauber springen. "Da spielt man mit dem Bedürfnis nach Abenteuer, Männlichkeit", erklärt Politikwissenschaftler Marwan Abou Taam.

Hunderte junger Menschen, Männer wie Frauen aus ganz Europa und Amerika, tappen in die Falle. Sie träumen vom Heldentum für einen Gottesstaat, schwingen Fahnen, vergewaltigen, werden zu Mördern. Sie posten, twittern, liken – und werben weitere Dschihadisten an.

Militärisch gilt IS als besiegt

Die eingenommene Bevölkerung leidet dagegen schwer. "Wer unter dem IS gelebt hat und Enthauptungen miterlebt hat, Verbrennungen bei lebendigem Leib und öffentliche Hinrichtungen, der wird zwingend auch so werden wie sie", befürchtet ein Offizier der kurdischen Armee.

Um das zu überwinden, brauche es mehr als einen militärischen Sieg, der nach langen Kämpfen erzielt wird. Seit März 2019 gilt der IS als besiegt. Doch die Ursachen, die zu seinem Aufstieg führten, existieren weiter.

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