16. November 2005 - Der 100-Dollar-Laptop wird vorgestellt

Stand: 16.11.2020, 00:00 Uhr

Ein günstiger Laptop gegen Armut und für mehr Lebensqualität? Das ist die Vision des amerikanischen Informatik-Professors Nicholas Negroponte. Seine Idee: Millionen Kinder und Jugendliche in Entwicklungsländern mit moderner Technik ausstatten, um ihnen den Zugang zu Bildung und Wissen zu ermöglichen. Funktionieren soll das mit dem so genannten "100-Dollar-Laptop".

100-Dollar-Laptop vorgestellt (am 16.11.2005)

WDR 2 Stichtag 16.11.2020 04:17 Min. Verfügbar bis 14.11.2030 WDR 2


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Negroponte gründet die gemeinnützige Initiative "One Laptop per Child" (OLPC). Das Gerät, das dafür entwickelt wird, ist sehr robust und erfüllt ganz spezielle Anforderungen: Die Gummitastatur ist besonders langlebig, der Bildschirm auch bei starkem Sonnenlicht noch gut ablesbar. Eine Handkurbel samt Dynamo kann den Akku laden, wenn keine Steckdose in der Nähe ist. Am 16. November 2005 wird der Prototyp mit der Bezeichnung OLPC XO-1 vorgestellt.

100 Dollar bleibt ein Traum

Trotz der Nutzung freier Software - als Betriebssystem kommt etwa Linux zum Einsatz - kostet der Laptop zu Beginn rund 190 Dollar. Die magische Grenze von 100 Dollar erreicht er nie. Kritiker sagen außerdem, hungernde Kinder bräuchten eher etwas zu essen als einen Laptop. Negroponte entgegnet: "Wenn Sie das Wort 'Laptop' durch 'Bildung' ersetzen, erledigt sich das von selbst."

So starten Projekte in Nigeria, Thailand, Peru und Äthiopien. In Uruguay bekommen fast alle Schüler den Laptop. Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend. Schüler und Lehrer sind begeistert - auch wenn der Unterricht mit dem Laptop eine Menge zusätzliche Arbeit mache, wie Helina Dalahun 2008 berichtet. "Aber wenn ich sehe, wie er die Kinder verändert, ist es mir das wert", so die Lehrerin aus Addis Abeba. Die Schüler seien viel kreativer, sie würden zeichnen, schreiben, konstruieren und komponieren.

Es braucht mehr als nur den Laptop

Doch die Euphorie verfliegt - nicht nur wegen des höheren Preises, der das ohnehin knappe Budget belastet. "Schülern einfach einen Laptop geben, damit sie sich alles selbst beibringen, funktioniert so nicht", weiß Sebastian Burmester, Gründungsmitglied von OLPC Deutschland. Eine Studie in Peru kommt 2012 zu dem Ergebnis, dass die Geräte keine nennenswerten positiven Effekte haben. Die Empfehlung: Das Geld besser in Lehrerausbildung und Verkleinerung der Klassen stecken.

Dass es auch anders geht, zeigt ein Projekt in Ruanda, bei dem die Lehrkräfte speziell für den Einsatz des Geräts geschult sind. Mit Erfolg: Die Schule schneidet im nationalen Bildungsvergleich immer besser ab. Nach diesem Vorbild werden in Ruanda aktuell 3.000 Schüler pro Jahr mit dem OLPC-Laptop ausgebildet.

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