Weinbrennerei Asbach in Rüdesheim

11. Mai 1892 - Hugo Asbach gründet Weinbrennerei in Rüdesheim

Stand: 11.05.2017, 00:00 Uhr

"Wenn einem also Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert!" Dieser Slogan wirbt ab Ende der 1950er Jahre nicht nur drei Jahrzehnte lang für einen deutschen Weinbrand. Er beeinflusst auch die Umgangssprache. Das Wort "Asbach" wird zum Synonym für "alt".

Die Vorgeschichte: Der 1868 in Köln geborene Hugo Asbach geht nach seiner Destillateur-Lehre nach Frankreich. Dort lernt er alles über die Herstellung von Cognac. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gründet er am 11. Mai 1892 in Rüdesheim seine Weinbrennerei, gleich neben den Rebbergen des Rheingaus.

Lob aus dem Reichstag

Asbach hat ein ehrgeiziges Ziel: "Aus den besten Weintrauben möchte ich ein Weindestillat erschaffen, dessen Qualität dem deutschen Geschmack Rechnung trägt." Die französisch-deutsche Mischung kommt an. 1910 produziert Asbach knapp 200.000 Liter Feinbrand, ein Jahr später sind es schon 300.000 Liter.

"Wir haben heute probiert", schreibt der Vorsitzende der "Weinkommission" des Reichstages an den Firmengründer. Es bestehe "die allgemeine Ansicht", dass dieser Cognac "ganz vorzüglich" sei und "der deutschen Industrie alle Ehre" mache.

"Asbach Uralt" wird zur Marke

Doch der Geschmack ist nur ein Teil des Erfolges. Asbach macht aus dem alkoholischen Getränk auch eine Marke: 1908 lässt er "Asbach Uralt" in das Warenzeichen-Register beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin eintragen. Das Etikett entwirft er selbst. Auch den Begriff Weinbrand lässt er schützen.

Mit der Bezeichnung "Deutscher Cognac" ist es nach dem Ersten Weltkrieg allerdings vorbei: Im sogenannten Champagner-Artikel des Versailler Vertrages lässt sich Frankreich sämtliche regionalen Herkunftsbezeichnungen schützen.

Prestige-Getränk des "Wirtschaftswunders"

In den 1920er Jahren entwickelt Asbach die Weinbrandbohne, eine mit Alkohol gefüllte Praline. Damit erschließt der Unternehmer auch Frauen als Zielgruppe, für die sich damals Cognactrinken nicht schickt.

Als Asbach 1935 stirbt, übernehmen seine Söhne die Firma. Sie gehören in den 1950er Jahren zu den ersten deutschen Unternehmern, die für ihre Produkte im Fernsehen werben. "Asbach Uralt" wird während des sogenannten Wirtschaftswunders zum Prestige-Getränk.

Familienbetrieb wird übernommen

Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten verliert die Familie 1991 das Unternehmen. Es wird von dem britischen Konzern "United Destillers" übernommen, der die Marke Asbach liquidieren will. Nach Protesten der Belegschaft geht die Produktion weiter, allerdings mit weniger Personal. Das historische Fabrikgelände wird verkauft, die Brennstube zieht in das örtliche Industriegebiet um.

1999 verkaufen die Briten die Firma. Je 50 Prozent gehen an das niederländische Unternehmen "Bols Royal Distilleries" und an den deutschen Underberg-Konzern. 2002 übernimmt Underberg Asbach vollständig.

Eichenfässer im Schwarzwald

Abfüllung, Vermarktung und Vertrieb sind mittlerweile ausgelagert. Von einst mehreren hundert Mitarbeitern am Standort Rüdesheim sind nur noch ein gutes Dutzend übrig. Gebrannt wird aber immer noch dort. Gelagert wird der farblose Feinbrand allerdings im Schwarzwald, wo sich seine Bernstein-Farbe und sein Holz-Aroma in 20.000 Eichenfässern entwickeln.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. Mai 2017 ebenfalls an die Gründung der Weinbrennerei Asbach in Rüdesheim. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 12.05.2017: Vor 75 Jahren: Ian Dury wird geboren