Protectionist mit Jockey Eddie Pedroza in Berlin-Hoppegarten

17. Mai 1868 - Berliner Galopprennbahn Hoppegarten eröffnet

Stand: 17.05.2018, 00:00 Uhr

Berlin braucht eine Galopprennbahn. Davon sind 36 betuchte Pferdefreunde überzeugt. 1868 gründen sie den Union-Club und pachten ein üppiges Stück Land in einem Hopfenanbaugebiet vor den Toren der Stadt, das deshalb den Namen "Hoppegarten" erhält. Sie lassen Bewässerungsrohre und eine Drainage legen und bauen Tribünen sowie Gebäude für die Rennausbildung auf.

Es ist der Beginn einer riesigen Erfolgsgeschichte. Zur Hochzeit der Galopprennbahn mit ihren schönen Backsteingebäuden werden hier rund 1.000 Vollblüter aus über 40 Rennställen trainiert. Bis zu 45.000 Besucher verfolgen die Rennen. Das Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich und die DDR verschwinden – Hoppegarten bleibt.

Galopprennbahn Hoppegarten in Berlin eröffnet (am 17.05.1868)

WDR 2 Stichtag 17.05.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 14.05.2028 WDR 2


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Niedergang im Sozialismus

Am 17. Mai 1868 läutet in Hoppegarten erstmals offiziell die Rennglocke. König Wilhelm I. von Preußen ist ebenso per Sonderzug angereist wie der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck. Mit Ereignissen wie dem "Henckel-Rennen", dem "Schwarzgold-Rennen", dem "Preis der Diana", der "Goldenen Peitsche" und dem "Großen Preis von Berlin" entwickelt sich die Galopprennbahn schnell zu einem der bedeutendsten Bahnen ihrer Art in ganz Europa – vor allem auch die Nationalsozialisten wissen diesen Ruhm für ihre Propaganda zu nutzen.

Die Jockeys werden hofiert wie Fußballstars. Sie sind es auch, die 1944 in einem "großen Treck" 100 Rassepferde vor den anrückenden russischen Truppen und der ausgehungerten Bevölkerung ins sichere Schleswig-Holstein retten. In der Nachkriegszeit wird der Union-Club vom SED-Regime der DDR enteignet und Hoppegarten als VE Rennbetriebe weitergeführt. Zwar werden jährlich rund 22 Renntage abgehalten und sogar acht Mal das "Internationale Meeting der sozialistischen Länder" zelebriert, aber die Anlage verfällt im real existierenden Sozialismus zusehends. Die großen Gestüte sind längst nach Westdeutschland abgewandert.

Wieder im Rennen

Im März 1990 kommen 45.000 Besucher zum ersten deutsch-deutschen Rennen nach dem Mauerfall. Die dadurch aufbrandende Euphorie kann die Anlage aber ebenso wenig retten wie spektakuläre - und umstrittene - Kamel- und Elefantenrennen. 2002 übernimmt der Union-Club das Gelände der Rennbahn Hoppegarten mit dem dazugehörigen Trainingsgelände wieder, drei Jahre später folgt der Insolvenzantrag.

2008 erlöst der in London lebende ehemalige Fondsmanager Gerhard Schöningh die Galopprennbahn aus der Insolvenz. Zuschauerzahlen und Wetteinnahmen haben sich seitdem verdoppelt. Hoppegarten ist wieder im Rennen.

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