Walter Ulbricht (M vorn) besucht die DHFK in Leipzig, September 1963

17. Mai 1952 - Grundsteinlegung für die "Deutsche Hochschule für Körperkultur"

Stand: 17.05.2017, 00:00 Uhr

"Bau auf" – diese Devise gibt DDR-Regierungschef Walter Ulbricht in den 1950er-Jahre vor. Beteiligen sollen sich alle Menschen: Arbeiter, Bauern und Sportler.

"DDR-Sportler auf den Siegespodesten von Welt- und Europameisterschaften, das ist die beste Antwort an die Adresse der Bonner Alleinvertreter und Revanchisten", sagt Ulbricht damals.

Als Kaderschmiede gründet das Regime die DHfK, die Deutsche Hochschule für Körperkultur bereits Anfang 1950. Am 17. Mai 1952 wird der Grundstein für das neue Gebäude in Leipzig gelegt.

Linientreue Studenten gesucht

Die Ziele der Hochschule sind klar formuliert: "Die DHfK soll das zentrale wissenschaftliche Institut sein, das die fortschrittliche Theorie und Praxis der Körperkultur und des Sports, wie sie von der Sowjetunion ausgearbeitet wurden, lehren soll."

Zum Studium zugelassen werden nur linientreue Studierende, also jene, die "wenn die politische Notwendigkeit es erfordert, das Studium … unterbrechen, Lehrbücher und Sportgeräte mit der Waffe … vertauschen und die Reihen unserer nationalen Volksarmee … verstärken."

Systematische Methoden

Anders als bei anderen Ausbildungsstätten stehen Technik und Methodik der Sportarten an erster Stelle: Biomechanik, Trainingslehre und medizinische Forschung. Vor allem medaillenträchtige Olympische Sportarten werden gefördert, also Turnen, Leichtathletik, Radfahren, Schwimmen, Skiweitsprung, Bobfahren und Rodeln. Auch Trainer und Sportlehrer werden ausgebildet.

Das vierjährige Studium an der DHfK ist hart, aber beliebt: Die Kanutin Birgit Fischer hat es absolviert, die Leichtathletin Petra Tzschoppe, der Box-Trainer Manfred Wolke und die Schwimmerin Kristin Otto.

Bald holen die DDR-Sportler mehr Medaillen als ihre Kollegen in der Bundesrepublik.

Die Ergebnisse beeindrucken die Sportfunktionäre aus dem Westen. "Die Leipziger Hochschule zeichnete eine ausgeprägte Systematik aus. Wir haben – vielleicht zu Unrecht – seinerzeit darüber gelächelt. Heute jedenfalls bewundere ich diese Systematik, weil sie meiner Ansicht nach der Schlüssel zum Erfolg im Hochleistungssport der DDR war", sagt Willi Daume, Profibasketballspieler und von 1961 bis 1992 Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland.

Doping wird vom Regime gewünscht

Doch Medaillen will die SED-Regierung um jeden Preis, auch mit Doping. Das sportmedizinische Institut der DHfK hilft mit Medikamenten und leistungssteigernden Substanzen.

"Die DHfK spielte eine große Rolle in der Erfüllung des Staatsplans, einem Doping-Förderplan der DDR. Gewissermaßen ein Erlass, dass auch unterstützende Mittel bei der Förderung des Leistungssports angewandt werden sollten", sagt der Sporthistoriker Professor Michael Krüger von der Universität Münster.

Der Umfang des Doping-Programms in der DDR wird erst nach der Wende bekannt und erforscht.

230 Olympiasieger und Weltmeister

Mit einer Mischung aus systematischem Training, wissenschaftlichen Methoden und Doping bringt die Deutsche Hochschule für Körperkultur rund 230 Olympiasieger und Weltmeister hervor.

Mit der politischen Wende wird sie geschlossen. Die Einrichtung sei politisch zu belastet und zu teuer, entschied die Bundesregierung. Doch komplett verschwindet die DHfK nicht: 1993 wird an der Universität Leipzig die erste sportwissenschaftliche Fakultät gegründet – mit einigen der alten Dozenten und vielen neuen Studenten.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Mai 2017 ebenfalls an die "Deutsche Hochschule für Körperkultur". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 18.05.2017: Vor 90 Jahren: Geburtstag des Verkehrspsychologen Karl Peglau