Clarence Walton Lillehei, 1968

23. Oktober 1918 - Herzchirurg C. Walton Lillehei wird geboren

Stand: 23.10.2018, 00:00 Uhr

Bei Steuervergehen kennen US-Gerichte in aller Regel keine Gnade. So droht auch C. Walton Lillehei 1972 wegen Steuerhinterziehung eine lange Haft, doch er kommt mit 50.000 Dollar Geldstrafe davon. Sein großes Talent solle besser der Gesellschaft zugutekommen, urteilt der Richter. Im Gefängnis werde "Lilleheis Talent vielleicht nicht zerstört, aber es liegt nutzlos brach".

Zahllose Patienten mit als inoperabel geltenden Herzfehlern verdanken dem am 23. Oktober 1918 geborenen Mitbegründer der Herz- und Thoraxchirurgie ihr Überleben. Die Herz-Lungen-Maschine ist noch nicht erfunden, als sich Clarence Walton Lillehei im März 1954 entscheidet, in Minnesota einem Baby mit der ersten Operation am offenen Herzen das Leben zu retten.

Clarence Walton Lillehei, Chirurg (Geburtstag 23.10.1918)

WDR 2 Stichtag 23.10.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 20.10.2028 WDR 2


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Brillanter Operateur und Lehrer

Der 13 Monate alte Gregory kam mit einem Loch in der Herzkammerwand zur Welt – bis dahin ein sicheres Todesurteil, denn eine OP am offenen Herzen gilt noch als unmöglich. Lillehei aber wagt die Operation, indem er Herz und Lunge von Gregorys Vater mit dem Körper des Babys verbindet. Die "Cross Circulation" gelingt sensationell. Leider stirbt Gregory einige Tage später an einer Lungenentzündung.

Arzt überwacht eine Herz-Lungen-Maschine im Deutschen Herzzentrum Berlin

Herzoperation mit Herz-Lungen-Maschine

Trotz scharfer Kritik an seiner Methode lässt sich Lillehei nicht entmutigen. Er operiert weitere 45 meist sehr junge Patienten mit tödlichen Herzfehlern, von denen 32 dauerhaft überleben. Mit der Entwicklung von Schrittmachern und künstlichen Herzklappen öffnet der OP-Pionier neue Wege in der Herzchirurgie.

Walton Lillehei ist zudem ein brillanter Lehrer junger Herzspezialisten. Auch Christiaan Barnard, der 1967 die erste Herztransplantation durchführt, gehört zu seinen Schülern. Großes Aufsehen erregt Lillehei, als er 1969 in einer Mega-Operation Herz, Leber, beide Nieren und Hornhäute eines Spenders zur selben Zeit an sechs Patienten transplantiert.

Augenleiden beendet seine Karriere

Den Lehrstuhl für Herzchirurgie an der University of Minnesota erhält Lillehei allerdings nicht. Der geniale Chirurg hasst Bürokratie und Konferenzen und genießt lieber die Annehmlichkeiten des Lebens. Anfang der 70er-Jahre verliert er den Überblick über seine Finanzen, so dass er schließlich als Steuerhinterzieher vor Gericht landet.

Herzchirurg Clarence Walton Lillehei (re.) bei Preisverleihung mit Prinz Bernhard der Niederlande

Lillehei (re.) bei Ehrung durch Prinz Bernhard der Niederlande

Obwohl Lillehei eine lange Gefängnisstrafe erspart bleibt, endet seine Chirurgenkarriere kurz nach dem Prozess. Als Spätfolge einer Tumorbehandlung zu Beginn der 50er-Jahre sind seine Augen derart geschädigt, dass er 1973 Abschied vom OP nehmen muss. Hoch geehrt stirbt Walton Lillehei am 5. Juli 1999 in St. Paul, Minnesota, an Krebs.

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