Harald Quandt

22. September 1967 - Harald Quandt stirbt bei Flugzeugunglück

Stand: 22.09.2017, 00:00 Uhr

"Er ist neun Jahre und ein lieblicher Junge ganz blond und etwas frech. Aber ich mag das", notiert Joseph Goebbels über die erste Begegnung mit Harald Quandt. Dessen Mutter Magda heiratet im Dezember 1931 den aufstrebenden NS-Politiker Goebbels, Trauzeuge ist Adolf Hitler.

Der Stiefvater erkennt früh: Harald ist ebenso wie seine sechs hinzukommenden leiblichen Kinder nützlich für die Propaganda. Magda Goebbels und ihre Kinder werden zur NS-Vorzeigefamilie, obwohl die Mutter sich selbst eher selten um den Nachwuchs gekümmert haben soll.

Harald Quandt, dt. Industrieller (Todestag 22.09.1967)

WDR 2 Stichtag 22.09.2017 04:15 Min. Verfügbar bis 20.09.2027 WDR 2


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Unfassbarer Tod der Geschwister

Ganz vereinnahmen lässt sich Harald dennoch nicht, meint Rüdiger Jungbluth. "Harald Quandt ist nicht einmal Mitglied der NSDAP geworden", sagt der Autor des Buches "Die Quandts". Aber so wie viele junge Männer verfällt er der Kriegsbegeisterung, kämpft als Soldat an mehreren Fronten und gerät in Kriegsgefangenschaft.

Dort erhält Quandt die schockierende Nachricht, dass seine Mutter wenige Tage vor Kriegsende nicht nur sich, sondern auch seine sechs Halbgeschwister getötet hat. "Er hatte für sich damit abgeschlossen, dass er diesen Stiefvater hatte und er hatte auch damit abgeschlossen, dass er diese Mutter hatte", glaubt Jungbluth. Der Tod der sechs Geschwister sei aber zeitlebens ein düsterer Schatten geblieben.

Tradition der Familie fortsetzen

Geboren wird Harald Quandt am 1. November 1921 als Sohn des erfolgreichen 40-jährigen Unternehmers Günter Quand. Die 17 Jahre jüngere Mutter hofft an der Seite des erfolgreichen Mannes auf ein luxuriöses Leben. Stattdessen entpuppt sich der Unternehmer als sparsamer Patriarch, die lebensfrohe Magda verlässt daraufhin ihren Mann. Harald wächst zunächst alleine bei der Mutter, dann mit den Stiefgeschwistern auf.

Nach Kriegsende studiert Harald Quandt Maschinenbau und steigt in die Unternehmen seines leiblichen Vaters Günter Quandt ein. Obwohl die Firmen tief im NS-Unrechtsstaat verstrickt waren und rund 50.000 Zwangsarbeiter beschäftigt hatten, nehmen sie nach der Kapitulation schnell wieder die Geschäfte auf. Industriemagnat Günter Quandt verkauft nun unter anderen seine Batterien an die britischen Besatzer.

Kochplatten und Landminen

Auch Harald erkennt und nutzt die wirtschaftlichen Möglichkeiten der jungen Republik. Der technikbegeisterte Sohn verdient Geld mit Kochplatten, Elektrosteckern, Schaltern. Mit der Wiederbewaffnung 1955 steigt er in die Rüstungsproduktion ein, baut Prototypen für Panzer und Landminen für die Erstausstattung der Bundeswehr.

Die Gewinne sprudeln kräftig. Harald Quandt gehört zu den ersten "Global Playern" der jungen Bundesrepublik. Der Vater von fünf Töchtern gehört zum Jetset des Aufschwungs. Er ist in den Vorstandsetagen genauso zu Hause wie auf der Partymeile der Côte d´Azur. "Er ist reich und genießt das Leben in vollen Zügen", beschreibt Jungbluth den Unternehmer - bis sein Leben abrupt endet.

Früher Tod im Firmenjet

In den frühen Stunden des 22. Septembers 1967 ist Quandt im firmeneigenen Jet auf dem Weg nach Südfrankreich. Bei schlechtem Wetter sind wahrscheinlich die Instrumente ausgefallen und die Maschine zerschellt an einem Berg in Norditalien. Harald Quandt stirbt mit gerade einmal 45 Jahren.

Der Großindustrielle hinterlässt 25 Verwaltungssitze im Top-Management, 50 Unternehmen verlieren ihren Teilhaber. Seine Frau Inge und die fünf minderjährigen Töchter erben ein millionenschweres Vermögen. Harald Quandts Nachfahren zählen bis heute zu Deutschlands - diskreter - Geldelite.

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