Synchronsprecher Hans Clarin mit Pfeife im Mund und Pumuckl-Puppe auf dem Arm (1983)

28. August 2005 - "Pumuckl"-Sprecher Hans Clarin stirbt

Stand: 28.08.2020, 00:00 Uhr

Als 1961 die Hörspielreihe "Pumuckl" geplant wird, durchwühlt man beim Bayerischen Rundfunk das Tonarchiv nach einer Stimme, die sich für einen solchen frechen Kobold eignen könnte. Es findet sich eine Aufnahme, in der ein Mann ganz wunderbar kräht, krächzt und kreischt. Es ist die Stimme von Hans Clarin.

Hans Clarin, Schauspieler und Sprecher (Todestag 28.08.2005)

WDR 2 Stichtag 28.08.2020 04:11 Min. Verfügbar bis 26.08.2030 WDR 2


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Jahrzehntelang spricht Clarin den Kobold mit dem roten Haar, der Leben und Werkstatt des gutmütigen Münchner Schreinermeisters Franz Eder durcheinander bringt - zunächst im Radio, dann im Fernsehen und Kino. Doch Clarin ist weit mehr als der Pumuckl aus dem Kinderprogramm. Der Sohn eines Beamten wird 1929 als Hans-Joachim Schmid in Wilhelmshaven geboren. Er entscheidet sich gegen seinen ersten Berufswunsch Landwirt und wird stattdessen Schauspieler.

Clarin lässt sich an einer Privatschule ausbilden, debütiert 1949 an den Münchner Kammerspielen und kommt mit 23 Jahren ans Bayrische Staatsschauspiel, wo er unter anderem als "Puck" in Shakespeares "Sommernachtstraum" glänzt. Für manche ist das der Gipfel einer Karriere. Für Clarin ist es nur eine Station.

Gefragter Film- und Fernsehschauspieler

Nebenbei geht er immer häufiger mit großen Inszenierungen auf Tournee und wird im Laufe der Jahre immer gefragter. Insgesamt tritt Clarin in mehr als 100 Produktionen auf - von "Edgar Wallace"-Krimis über "Pippi Langstrumpf" bis zum "Wirtshaus im Spessart".

Anfang der 1960er Jahre macht sich Clarin außerdem als Synchronsprecher einen Namen. In der beliebten US-Serie "77 Sunset Strip" leiht er dem Kriminalassistenten "Cookie" die Stimme. Auch als schreckhaftes Schlossgespenst "Hui Buh" wird er heiß geliebt. Zu Clarins Markenzeichen aber wird die Rolle des Pumuckl, für den er bei den Aufnahmen viele Dialoge und Sprüche spontan selbst erfindet.

Clarin, der Familienmensch

Clarin hat fünf Kinder aus zwei Ehen. Mit seiner dritten Frau erfüllt er sich einen Kindheitstraum und kauft ein 400 Jahre altes Landgut am Chiemsee. "Mein Vater hat immer gesagt, er ist Landwirt und hat das Glück, dass er Schauspielerei im Nebenerwerb machen kann", erzählt Tochter Anna. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhält der Wahl-Bayer 1994 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

2001 muss sich der umtriebige Schauspieler an den Stimmbändern operieren lassen. Aus einem Routineeingriff werden sieben Wochen künstliches Koma. Danach muss Clarin alles neu lernen, kommt aber mit eisernem Willen trotzdem wieder auf die Beine.

In seiner letzten Rolle spielt Clarin den Kastellan in Michael "Bully" Herbigs "Hui Buh"-Verfilmung. Den Kinostart aber erlebt er nicht mehr. Hans Clarin stirbt am 28. August 2005, kurz nach Abschluss der Dreharbeiten, an Herzversagen.

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