Hanns Dieter Hüsch

6. Mai 1925 - Kabarettist Hanns Dieter Hüsch geboren

Stand: 06.05.2020, 00:00 Uhr

Unter Deutschlands Kabarettisten ist Hanns Dieter Hüsch ein Unikum - zwischen "philosophischer Clown" und "literarischer Entertainer" verortet er sich selbst. Über Tagespolitik zu ätzen, überlässt Hüsch den Kollegen. Sein Ding ist fein ziselierter Spott über den Alltagstrott, über nörgelnde Spießer, Scheinheilige und Misanthropen.

Mehr als 70 Programme bringt Hanns Dieter Hüsch im Lauf seiner langen Kleinkunst-Karriere auf die Bühne. Die Texte, meist rezitiert zu Klängen seiner Philicorda-Orgel, repräsentieren ein leises, mal poetisches, mal hinterfotziges Kabarett. Als "notorischen Kritiker, Satiriker, Bitterbösen" hat ihn die Neue Zürcher Zeitung charakterisiert.

Hanns Dieter Hüsch, Kabarettist (Geburtstag 06.05.1925)

WDR 2 Stichtag 06.05.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 04.05.2030 WDR 2


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Karrierestart in Mainzer Keller

In Moers kommt das "schwarze Schaf vom Niederrhein" (Selbstbezichtigung) am 6. Mai 1925 zur Welt. Wegen einer erblichen Veranlagung zum Klumpfuß bleibt dem Beamtensohn der Kriegseinsatz erspart. Er studiert Medizin, Theaterwissenschaft, Literaturgeschichte, beendet nichts davon und landet 1947 bei einem Mainzer Studentenkabarett.

Dort gründet Hüsch 1956 in einem Keller das Ensemble "arche nova", das er bis 1962 leitet. Danach setzt er seine Karriere als Solist fort und übernimmt mit beachtlichem schauspielerischem Talent auch kleine Rollen in Fernsehspielen.  

Während der Studentenbewegung in den Sechzigern wird Hüsch politischer; mit den Protestsängern Franz Josef Degenhardt und Dieter Süverkrüp tritt er bei den legendären Essener Songtagen auf. Beim Festival 1968 auf der Burg Waldeck buht ihn das Publikum allerdings aus und verhöhnt sein Programm, es ist die Rede von "Kitschgemüt mit Goldbrokat".

Der König Lear bleibt ihm versagt

Überaus populär wird Hanns Dieter Hüsch mit seiner knarzenden Stimme als Sprecher beim ZDF. In verschiedenen Tonlagen und mit viel Wortwitz kommentiert er bis in die Siebziger Filme der Stummfilmkomiker Dick und Doof, Pat & Patachon sowie "Die kleinen Strolche".

Hans Dieter Huesch bei Kuenstler fuer den Frieden

Hanns Dieter Hüsch 1982 bei "Künstler für den Frieden"

Als scharfzüngiges Lästermaul, das "die Menschen liebt, die es verspottet", so Hüsch über sich selbst, etabliert er sich als unverwechselbare Größe des deutschen Kabaretts. In seinen späten Jahren setzt er sich für ein tolerantes, nicht rechthaberisches Christentum ein und verfasst als glänzender Erzähler tiefsinnig heitere Bücher.

Nach einer Krebserkrankung zieht sich Hüsch Ende 2000 von der Bühne zurück. Kurz bevor er sich am Dresdner Schauspiel mit der Rolle des König Lear einen Lebenstraum erfüllen kann, erleidet er einen Schlaganfall. Am 6. Dezember 2005 stirbt der Altmeister des literarischen Kabaretts und erhält ein Ehrengrab in seiner Geburtsstadt Moers.

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