Freddy Quinn

10. Februar 1967 – Zehnte Goldene Schallplatte für Freddy Quinn

Stand: 10.02.2017, 00:00 Uhr

Auch wenn er es hin und wieder behauptet: Freddy Quinn war niemals Matrose. Die Rolle des Seebären mit der rauen Schale und dem weichen Kern, der sich in der Fremde nach der Heimat sehnt, gehört zur Rolle des Sängers, die er in der Öffentlichkeit perfekt verkörpert – nicht zuletzt auch deshalb, weil er wirklich viel herumkommt in der Welt.

"Freddy Quinn war sicher der erste nach dem Zweiten Weltkrieg, mit dem man das erfolgreich durchgezogen hat", sagt sein Biograf Elmar Kraushaar. "Man hat ihm ein gutes Image verpasst, er hat sich so gekleidet, wie das Image es verlangte, er hat in die Kamera gekuckt, wie das Image es verlangte." Oder, in zeitgemäßen Worten: Quinn ist "ein gutes Gesamtpaket".

Der "Caruso von Sankt Pauli"

Geboren wird Quinn 1931 im österreichischen Niederfladnitz. Bald schon übersiedelt er mit seinem Vater nach Morgentown im US-Bundesstaat West Virginia über. Als seine Mutter das Sorgerecht erhält, geht er in Wien und Antwerpen zur Schule. Den Zweiten Weltkrieg erlebt er im Zuge der Kinderlandverschickung in Ungarn; noch minderjährig bereist er Nordafrika und heuert bei Zirkusunternehmen an. In den 50er Jahren singt er auf St. Pauli mit eigener Gitarrenbegleitung für einen Hungerlohn wehmütige Country-Songs in der "Washington Bar", wo ihn der Filmproduzent Jürgen Roland 1954 entdeckt.  Den "Caruso von Sankt Pauli" wird Heidi Kabel den Sänger mit dem schönen Bariton einmal nennen.

"Die Gitarre und das Meer", "La Paloma" und "Junge, komm bald wieder":  Mit solchen Liedern, die von Heimweh und der Liebe zum Meer erzählen, trifft Quinn offenbar immer wieder den Nerv der Zeit. Zwischen 1956 und 1966 hat er zehn Nummer-Eins-Hits und 23 Platzierungen in den Top Ten der Hitparade. 1967 bekommt er auf dem Höhepunkt seiner Karriere für "Freddy auf hoher See" seine zehnte Goldene Schallplatte. Insgesamt 50 Millionen Schallplatten verkauft der Star, der neun Sprachen spricht und seine Lieder in zwölf Sprachen singt.  

Auftritt in der Carnegie Hall

Seiner Leidenschaft für den Zirkus demonstriert Quinn am ungesicherten Hochseil, etwa in der Fernsehsendung "Stars in der Manege". In Filmen wie "Freddy, die Gitarre und das Meer" (1959), "Freddy und das Lied der Südsee" (1962) oder "Freddy, Tiere, Sensationen" (1964) spielt er die Hauptrolle. Drei von diesen mit viel Musik durchsetzten Kassenschlagern werden als erfolgreichste Filme des Jahres ausgezeichnet. 1981 tritt Quinn in der ausverkauften New Yorker Carnegie Hall auf.

2003 wählen die Fernsehzuschauer Quinns Hit "La Paloma " zum "Jahrhundert-Hit der Deutschen". Ein Chor aus 83.500 Laiensängern im Hamburger Hafen katapultiert den Schlager ins Guinness-Buch der Rekorde. Ein Jahr später macht Quinn wegen Steuerhinterziehung ausnahmsweise negative Schlagzeilen: Über 900.000 Euro soll er unterschlagen haben. Er zahlt sie zurück und wird zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldbuße von 150.000 Euro verurteilt.

2006 geht Quinn noch einmal auf große Konzert-Tournee. Nach dem Tod seiner Ehefrau und Managerin Lilli Blessmann zieht er sich mehr und mehr aus dem Showgeschäft zurück. Quinn lebt immer noch in Hamburg.

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