Sportpalast-Rede von Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels zum "totalen Krieg" am 18.02.1943

18. Februar 1943 - Joseph Goebbels hält Sportpalast-Rede

Stand: 18.02.2018, 00:00 Uhr

Für Nazi-Deutschland ist die Lage Anfang 1943 miserabel. Nach anfänglichen "Blitz"-Siegen wendet sich das Blatt: Die Sechste Armee kapituliert in Stalingrad, die Afrika-Front bröckelt, immer mehr Bomber-Verbände der Alliierten erreichen deutsche Großstädte.

Am 30. Januar 1943 hätte Reichskanzler Adolf Hitler - wie üblich - eine Rede zum Jahrestag der "Machtübernahme" halten sollen. Doch er drückt sich offenbar und schickt seinen Reichspropagandaminister vor. Joseph Goebbels freut sich. "Jedenfalls macht es jetzt wieder Spaß zu arbeiten; denn solche Aufgaben reizen", notiert er am 18. Februar 1943 in seinem Tagebuch.

Goebbels Rede im Berliner Sportpalast (am 18.02.1943)

WDR 2 Stichtag 18.02.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 16.02.2028 WDR 2


Download

Linientreue Parteigenossen

An diesem Tag hält Goebbels seine wohl bekannteste Rede. Im Berliner Sportpalast versammeln sich rund 14.000 Frauen und Männer: Soldaten, Offiziere, Verwundete, Arbeiter, Wissenschaftler, Prominente aus Politik, Kunst, Film und Theater.

"Was hier vor mir sitzt, ist ein Ausschnitt aus dem ganzen deutschen Volke an der Front und der Heimat. Stimmt das?", fragt Goebbels und erhält stürmische Ja-Rufe als Antwort. Tatsächlich sind ausschließlich linientreue Parteigenossen anwesend.

Geplanter Versprecher?

Mit einer Durchhalte-Rede will Goebbels die weitere Zustimmung der Bevölkerung sichern. "Die Gefahr, vor der wir stehen, ist riesengroß." Es sei die Stunde gekommen, "die Glacéhandschuhe auszuziehen". Er räumt die Niederlage in Stalingrad ein, um noch größere Kriegsanstrengungen zu fordern: "Das Abendland ist in Gefahr!" Die verquere Begründung: "Das Ziel des Bolschewismus ist die Weltrevolution der Juden!"

Es folgt einer der wenigen Versprecher der Rede: Deutschland habe die Absicht, dieser Bedrohung "rechtzeitig, wenn nötig unter vollkommener und radikalster Ausrott-, -schaltung des Judentums, entgegen zu treten". Offenbar ist der Versprecher geplant: Im Rundfunk wird die Rede nicht live übertragen, sie hätte geschnitten werden können. Doch das geschieht nicht.

"Stunde der Idiotie"

Zum Schluss stellt Goebbels zehn Fragen. Die vierte lautet: "Wollt Ihr den totalen Krieg?" Fanatische Zustimmung ist die Antwort des Publikums. "Und darum lautet von jetzt an die Parole: Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los!"

Im Triumph wird Goebbels vom Rednerpult getragen. Im engsten Kreis seiner Mitarbeiter soll er gesagt haben: "Diese Stunde der Idiotie! Wenn ich den Leuten gesagt hätte, springt aus dem dritten Stock des Columbus-Hauses, sie hätten es auch getan."

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Februar 2018 ebenfalls an die Sportpalast-Rede von Joseph Goebbels. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 19.02.2018: Vor 70 Jahren: Pim Fortuyn wird geboren