Geschirrspülmaschine von 1955

Stichtag

21. November 1865 - Patent für Geschirrspülmaschine angemeldet

Die Hochzeit mit dem Kaufmann und Politiker William Cochrane beschert der 1839 geborenen Josephine Cochrane ein geselliges Leben mit vielen Partys und Empfängen. Leider bleibt nach den Feierlichkeiten viel schmutziges Geschirr zurück, bei dessen Reinigung einiges zu Bruch geht. Folglich will die Hausdame dem Personal nicht mehr ihr kostbares Porzellan anvertrauen, aber selbst Hand anlegen, scheidet ebenfalls aus. "Wenn niemand einen funktionierenden Geschirrspüler erfindet, muss wohl ich es tun", soll Cochrane genervt ausgerufen haben.

Rund zehn Jahre tüftelt und baut die Tochter eines Ingenieurs, bis sie eine halbwegs brauchbare Geschirrspülmaschine entwickelt hat. 1886 lässt sich Cochrane ihren Kupferkessel patentieren, in dem sich ein motorangetriebener Geschirrkorb dreht. Für ihre Erfindung wird Cochrane - oder besser ihr Mann, weil Frauen nicht zugelassen sind - auf der Weltausstellung 1893 in Chicago ausgezeichnet. Seither gilt die Amerikanerin als die Mutter aller Spülmaschinen.

Erfindungen ohne großen Nutzen

Dabei ist die technikbegeisterte Hausfrau nicht die Einzige, die sich Gedanken über den lästigen Abwasch macht. Bereits 1850 erhält der Amerikaner Joel Houghton das erste Patent für eine Art Spülmaschine, bei der ein handbetriebenes hölzernes Rad Wasser auf das Geschirr schleudert. Diese Konstruktion erweitert Levi Alexander um ein Ablagefach und meldet sie am 21. November 1865 beim Patentamt an.

Allerdings geht es den Herren weniger um eine praktikable Küchenhilfe: "Es waren mehr die Erfinder, die so etwas einmal gebaut haben, weil sie einfach irgendwo technische Entwicklungen zeigen wollten", sagt Rainer Stamminger, Professor für Verfahrenstechnik an der Universität Bonn. Auch der von Cochrane gebaute Prototyp ist mit seinen zwei Metern Länge und Breite ein Monstrum und findet nur in einigen Großküchen Interesse. Zumal Tellerwäscher wenig kosten und Küchenarbeit den Frauen überlassen wird.

Mehr Technik für den Haushalt gefordert

Das ärgert die Volkswirtschaftlerin Dr. Erna Meyer, die bereits 1926 vehement mehr Technik für den Haushalt fordert: "Wahrscheinlich hätte man das längst eingesehen, wenn der Mann selbst die dazu notwendigen Arbeiten verrichten müsste". Aber noch sind Spülautomaten teuer und schlecht zu bedienen. "Die haben sich nie durchgesetzt, in dem Sinne, dass ein merklicher Anteil von Haushalten sich solche Geräte leisten konnte und auch installieren wollte", sagt Verfahrenstechniker Stamminger.

Es dauert noch einige weitere Patente, bis die Spülmaschine dank Wirtschaftswunder und viel Werbung in den 60er Jahren den Weg in den Privathaushalt findet. "Wenn Vater spülen müsste, wäre noch heute eine Miele Geschirrspülautomat im Haus", preist das Gütersloher Unternehmen sein Haushaltsgerät an. Heute haben rund 70 Prozent aller deutschen Haushalte eine Spülmaschine, Männer wie Frauen wollen die Küchenhilfe nicht mehr missen. Gestritten wird nur noch darum, wie man sie optimal bestückt. So soll das Geheimnis einer langen, glücklichen Beziehung sein, niemals gemeinsam die Spülmaschine einzuräumen.

Stand: 21.11.2015

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