Enno Morricone dirigiert ein Konzert in Ungarn.

10. November 1928 - Geburtstag von Ennio Morricone

Stand: 10.11.2018, 00:00 Uhr

Mit seiner Musik zum Kinofilm "Spiel mir das Lied vom Tod" wird der Komponist Ennio Morricone weltweit bekannt – doch der Soundtrack verfolgt ihn bis heute. "Ich habe sechs Filme mit Sergio Leone gemacht, darunter vier Western. Danach habe ich Musik für 500 weitere Filme komponiert. Ich bin es leid, immer über Leone zu sprechen", sagt Ennio Morricone.

Ennio Morricone, Filmkomponist (Geburtstag 10.11.1928)

WDR 2 Stichtag 10.11.2018 04:17 Min. Verfügbar bis 07.11.2028 WDR 2


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Eingängige Melodien, raffinierte Arrangements

Geboren am 10. November 1928, wächst Ennio Morricone im römischen Arbeiterviertel Trastevere auf. Sein Vater spielt Trompete in Tanzkapellen. Auch Ennio lernt das Instrument, studiert Trompete und Komposition. Um Geld zu verdienen, schreibt er Stücke für Radio, Film und Fernsehen. Seine Melodien sind eingängig, die Arrangements aber raffiniert.

Ab 1964 arbeitet er mit dem Regisseur Sergio Leone zusammen, sie kennen sich seit der Schulzeit. Morricone schreibt die Filmmusik zu "Für eine Handvoll Dollar" (1964), "Zwei glorreiche Halunken" (1966) und "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968). Seine Melodien für Mundharmonika, Spieluhr, Chöre und Trompeten prägen diese Italo-Western. Clint Eastwood, Charles Bronson und Henry Fonda gehören als Darsteller genauso zum Gesamtkunstwerk wie Maultrommeln, Eulenrufe und Panflöten.

Ennio Morricone: Die Ikone der Filmmusik

Von Philip Stegers

Nicht zuletzt die Ohrwürmer von Ennio Morricone sorgten Mitte der 60er Jahre für den weltweiten Erfolg des Italo-Westerns. Der unermüdliche Komponist hätte am 10. November 2023 seinen 95. Geburtstag gefeiert.

Wenn es eine Legende der Filmmusik des 20. Jahrhunderts gibt, dann ist es zweifellos Ennio Morricone. Seit 1960 komponierte der Italiener Musik für über 500 Filme.

Der weltweite Erfolg des "Spaghetti-Westerns" wäre undenkbar ohne die Musik von Ennio Morricone. Der unbekannte Fernsehschauspieler Clint Eastwood feiert mit "Für eine Handvoll Dollar" seinen internationalen Durchbruch als großer Schweiger. Mit diesem Film beginnt auch die langjährige Zusammenarbeit von Morricone mit dem Regisseur Sergio Leone.

Morricones Musik zeichnet eine große Experimentierfreude und die Lust am Einsatz seltsamer Instrumente, wie etwa der Maultrommel aus. Charles Bronsons Rolle in "Spiel mir das Lied vom Tod" heißt gleich so wie sein Instrument: Mundharmonika.

Ehre, wem Ehre gebührt: Interviews gab Ennio Morricone ausschließlich in seiner italienischen Muttersprache und wollte dabei grundsätzlich nur mit "Maestro" angeredet werden.

Ein deutscher Komponist hat es dem Maestro besonders angetan – Johann Sebastian Bach. In seinen Filmmusiken benutzt Morricone gerne dessen musikalischen Code, die vier Töne B-A-C-H. Seinem jüngsten Sohn gab er Bach zu Ehren den Vornamen Giovanni Sebastiano.

Klaus Kinski als skrupelloser Kopfgeldjäger in "Leichen pflastern seinen Weg". Morricone mag es übrigens gar nicht, auf seine Musiken für Western beschränkt zu werden. Zu seinem musikalischen Werk zählen neben Filmmusiken auch avantgardistische Kompositionen, Kantaten und Messen.

Seine ersten Filmmusiken komponiert Morricone für Komödien. Seine Händchen für heitere und eingängige Melodien beweist er einmal mehr in "Ein Käfig voller Narren".

Der überaus bodenständige Komponist lässt sich auch trotz verlockender Angebote nicht aus seiner Heimatstadt Rom nach Hollywood locken. Selbst eine kostenlose Villa kann Morricone nicht davon überzeugen, seine behagliche Kissenburg zu verlassen.

Ruhm und Ehre nimmt der Maestro gerne mit, allerdings auch nicht über Gebühr ernst. Den besten Preis seines Lebens nennt er die Feier zur Goldenen Hochzeit mit seiner Frau Maria. Seit 1956 sind die beiden verheiratet und haben vier Kinder.

"Mein Name ist Nobody": Einer der größten Ohrwürmer von Morricone ist sein fröhlich-quakendes Titelthema zu dem humorvollen Italo-Western von Sergio Leone mit Terence Hill in der Hauptrolle.

Auch wenn das Genre mal kein Western ist, tragen Morricones Filmmusiken immer seine unverkennbare Handschrift. In dem Thriller "Die Unbestechlichen" dominiert 1987 spannungsgeladene Musik.

Mehrfach ist Ennio Morricone für einen Oscar in der Kategorie "Beste Filmmusik" nominiert. Er erhält ihn jedoch 2007 zunächst nur für sein Lebenswerk. 2016 gewinnt er die begehrte Trophäe dann schließlich doch noch für seine Musik zu "The Hateful Eight" von Regisseur Quentin Tarantino.

2016 erhält Ennio Morricone einen Stern auf dem "Walk of Fame" in Hollywood. Regisseur Quentin Tarantino hält die Laudatio auf den Maestro. Der wohl bekannteste Filmkomponist des 20. Jahrhunderts stirbt 2020 im Alter von 91 Jahren.

Morricone: Filmmusik muss für sich selbst stehen können

Ennio Morricone untermalt Filme nicht, er gestaltet sie aktiv mit. Er sagt: "Musik, die für einen Film geschrieben wurde, muss für sich selbst stehen können. Wenn sie das schafft, dann wird sie auch besser im Film funktionieren." Der schlanke, drahtige Italiener ist Perfektionist, arbeitet akribisch und genau.

Viele Regisseure engagieren den Italiener: Bernardo Bertolucci, Pier Paolo Pasolini, Volker Schlöndorff, Don Siegel, Brian de Palma oder Pedro Almodóvar. 2006 überreicht ihm Clint Eastwood den Oscar für sein Lebenswerk, Morricone kämpft mit den Tränen. "Vor allem danke ich all den großen Regisseuren, die Vertrauen in mich hatten. Ohne sie wäre ich heute nicht hier", sagt er in seiner Rede.

Mit 88 Jahren gewinnt er einen zweiten Oscar, für die Musik zu Quentin Tarantinos Western "The Hateful Eight". Beide Oscars widmet er seiner Ehefrau Maria, mit der er seit über 60 Jahren verheiratet ist.

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