Kardinal Richelieu

9. September 1585 - Der Herzog von Richelieu wird geboren

Stand: 09.09.2020, 00:00 Uhr

Als Sohn eines fanzösischen Landvogts darf sich Armand-Jean du Plessis auch Herzog von Richelieu nennen. Allerdings ist bei seiner Geburt am 9. September 1585 die Familie längst verarmt.

Damit diese ihre Pfründe sichern kann – sie lebt hauptsächlich von den Erlös des Bistums Luçon – muss Armand-Jean Priester werden. Dank einer Sondergenehmigung des Papstes darf der Herzog von Richelieu schon mit 23 Jahren zum Bischof geweiht werden.

Kardinal Richelieu (Geburtstag 09.09.1585)

WDR 2 Stichtag 09.09.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 07.09.2030 WDR 2


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Nur ein Sprungbrett für die Karriere

Für den ehrgeizigen Richelieu ist das geistliche Amt nur das Sprungbrett für eine große Karriere. Er verschafft sich als Vertreter des Klerus Zugang zum königlichen Hof.

Zunächst über die Königsmutter, Maria de’ Medici, die nach dem Tod ihres Mannes die Geschäfte für den Sohn und Thronfolger Ludwig führt. Als dieser die Herrschaft übernimmt und seine Mutter aus Paris verbannt, muss Richelieu erst einmal ihr Schicksal mittragen.

König braucht den harten Minister

Doch König Ludwig XIII. erkennt bald, dass Richelieu genau der Mann ist, der mit ihm sein politisch und geographisch zersplittertes Reich zu einem zentralistischen Staat wandeln kann. So steigt der Herzog von Richelieu 1622 zum Kardinal auf, zwei Jahre später zum Premierminister und reformiert das Land.

Er schaltet den Protestantismus als politische Kraft in Frankreich aus, beschneidet die Rechte des Adels und zentralisiert die Verwaltung. Außerdem verbündet sich Richelieu im Dreißigjährigen Krieg mit protestantischen Fürsten, um die Umklammerung Frankreichs durch das katholische habsburgische Imperium zu lösen.

Weil der Minister seine Politik ohne Skrupel durchsetzt, geht er nach seinem Tod im Jahr 1642 als "Bösewicht" in die Geschichte ein. Befeuert wird das Bild 200 Jahre später durch den Schriftsteller Alexandre Dumas, der in seinem Roman "Die drei Musketiere" Richelieu als bösen Intriganten beschreibt.

Ein rationaler Politiker und Reformer

Aber Richelieu ist mehr als ein gefühlloser Fiesling. Er ist auch ein rationaler Politiker, ein Reformer, der die Grundlagen für den Aufstieg des Absolutismus und die spätere Vormachtstellung Frankreichs in Europa schafft.

An seinen Absichten und seinem Charakter scheiden sich seit jeher die Geister. "Er tat mir zu viel Gutes, um schlecht über ihn zu reden. Zu viel Böses, um ihn loben zu können", heißt es in einem Nachruf zum Tod von Richelieu.

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