Ein Mann ist an seinem Laptop eingeschlafen (Symbolbild)

26. Dezember 1837 - Schlafforscher Ernst Kohlschütter geboren

Stand: 26.12.2017, 00:00 Uhr

Nachts schreckt der Jungmediziner Ernst Kohlschütter seine schlafenden Freunde mit scheppernden Topfdeckeln aus den Träumen. So erstellt er bereits 1860 Schlaftiefenkurven und untersucht die "Festigkeit des Schlafes", wie er es nennt.

Gehirnströme messen kann er damals nicht. Dennoch findet der Pionier der Schlafforschung, geboren am 26. Dezember 1837 in Dresden, Erstaunliches heraus.

Ernst Kohlschütter, Schlafforscher (Geburtstag 26.12.1837)

WDR 2 Stichtag 26.12.2017 04:16 Min. Verfügbar bis 24.12.2027 WDR 2


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Kohlschütter beschreibt zum Beispiel den "Müller-Schlaf". Beim monotonen Takt des Mahlwerks in der Getreidemühle sind die Müller damals oft eingeschlafen. Wenn das Mahlwerk aber unverhofft stoppte, schreckten sie auf.

Ernst Kohlschütter erkennt, dass gewohnte Dauergeräusche dem Menschen ein Gefühl von Sicherheit geben – und ihn einnicken lassen. Das ist bis heute so, wenn wir beispielsweise vor dem Fernseher einschlafen.

Bester Schlaf vor dem Fernseher

"Fast ganz Deutschland schläft vor dem Fernseher am besten", sagt der Schlafforscher Hans-Günter Weeß, Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum in Klingenmünster.

"Aber: Die modernen Fernseher haben eine Abschaltfunktion", sagt Weeß. "Und wenn der Fernseher sich abschaltet, bemerkt das der Schläfer: Da ist etwas nicht mehr wie vorher und er wird wach."

Warum Mütter nie tief schlafen

Bereits als Student berichtet Ernst Kohlschütter in seiner Doktorarbeit vom "Ammenschlaf", den er bei Müttern und Ammen beobachtet hat. "Auch heute ist es so, dass viele Schlafstörungen bei Frauen mit der Geburt des ersten Kindes beginnen", sagt Weeß. Ständig schreckten sie auf: Geht es dem Kind gut? Hat es gerade ein Geräusch gemacht?

Schlafforscher Hans-Günter Weeß kann den betroffenen Müttern nur wenig Hoffnung machen, dass der hellhörige Schlaf irgendwann aufhört. "Sie haben für den Rest ihres Lebens keinen erholsamen, tiefen Schlaf mehr", sagt Weeß.

Ist da ein Tiger oder Löwe?

Die heutigen Messmethoden bestätigen Kohlschütter. Und zeigen, dass in unseren Genen immer noch viel von unseren tierischen Vorfahren steckt.

Schlafender Löwe.

Ein Beispiel dafür ist die erste Nacht im Hotel. Viele Menschen schlafen dann schlechter. "Das liegt daran, dass es nicht die gewohnten konstanten Verhältnisse sind. Es könnte ja sein, dass an diesem neuen Ort andere Fressfeinde auftauchen. Dass der Tiger oder der Löwe ums Eck kommt", so Hans-Günter Weeß.

Gehirn ist im Schlaf aktiv

Seit Ernst Kohlschütter geht die Schlafforschung weiter. Inzwischen wissen Forscher, dass das Gehirn beim Schlafen ähnlich aktiv ist wie im Wachzustand. "Wir verbrauchen im Schlaf fast genau so viel Energie. Wenn wir schlafen, richten wir all unsere Energie nach innen, auf Reparaturprozesse", erklärt Weeß.

Schlaf, das wusste schon Ernst Kohlschütter, ist eine elementare Funktion. "Einen Monat ohne Schlaf – und wir würden sterben", sagt Hans-Günter Weeß.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Dezember 2017 ebenfalls an Ernst Kohlschütter. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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