Marquise de Montespan war fast zwei Jahrzehnte eine der Hauptmätressen des Königs.

5. Oktober 1641 - Geburtstag der Marquise de Montespan

Stand: 05.10.2016, 00:00 Uhr

Betritt Madame de Montespan den Raum, erheben sich alle Damen, selbst wenn die Königin anwesend ist. Sämtliche Herzoginnen und Prinzessinnen setzen sich erst wieder, wenn sie dazu aufgefordert werden – denn Madame de Montespan ist die offizielle Geliebte des Sonnenkönigs Ludwig XIV., seine "maîtresse royale en titre". Die Königin hat sich an diese Affären gewöhnt. Über ein Jahrzehnt bleibt die Marquise de Montespan an der Seite des Königs, länger als jede andere seiner Geliebten.

Bald ist Madame die Montespan die offizielle Geliebte des Königs

Als strahlende Schönheit kommt die Marquise de Montespan 1666 an den Hof des Sonnenkönigs. "Sie hatte blondes Haar, große himmelblaue Augen, eine elegante Adlernase, einen kleinen roten Mund mit sehr schönen Zähnen – mit einem Wort, ein vollkommenes Gesicht", notiert der italienische Schriftsteller Giovanni B. Primi Visconti in seinen "Mémoires sur la cour de Louis XIV." Und: "Ihr größter Charme war ihre charakteristische Anmut, ihr Witz, ihre Art zu scherzen". Geboren wurde sie am 5. Oktober 1641 als Françoise Athénaïs de Rochechouart de Mortemart, 1666 ist sie längst mit dem Marquis de Montespan verheiratet und hat zwei Kinder. Am Hofe des Sonnenkönigs interessiert das niemanden. "Nicht eine einzige Dame von Rang, die sich nicht danach gesehnt hätte, die Geliebte des Königs zu werden. Viele Frauen … sagten mir, sich dem Monarchen hinzugeben bedeute keine Kränkung des Ehemanns … und, was noch schlimmer ist, die Familien …, ja sogar manche Ehemänner wären stolz darauf", schreibt Visconti.

Charmant und trickreich bahnt sich die verheiratete Marquise den Weg zu Ludwig XIV., indem sie sich mit Louise de La Vallière anfreundet, ihrer Vorgängerin als "maîtresse royale". Die La Vallière schwärmt gegenüber dem König von ihrem Witz und ihrem klugen Kopf – und bald ist nicht mehr sie die offizielle Geliebte, sondern die Marquise de Montespan.

Aphrodisiaka aus zerstoßenen Krötenaugen

Ludwig XIV., so schreibt sein Biograph Olivier Bernier, erfreut sich an der üppigen Frau, ihrem "festen, rosigen Fleisch", ihren spitzen Bemerkungen, ihrer Klugheit. Sie nutzt ihren Einfluss und fördert Maler und Schriftsteller wie Molière und La Fontaine. Doch im Laufe der Zeit wird der König ihrer überdrüssig. Sie hat sieben Kinder von ihm zur Welt gebracht, dabei enorm zugenommen: Ihre Oberschenkel seien inzwischen so dick sein wie der Leibesumfang eines mittelschweren Mannes, befindet Bernier. Außerdem lösen die Aphrodisiaka, die sie ihm verabreicht, Schwindelgefühle beim König aus. Liebestränke waren im 17. Jahrhundert weit verbreitet und wurden gern aus zerstoßenen Krötenaugen oder Fledermausflügeln hergestellt.

Der Ehemann lässt eine Totenmesse für seine Frau feiern

Auch ihr Ehemann verblüfft den Hof: Er empört sich über die Affäre und versucht den beiden ihre Beziehung zu verleiden, wo er nur kann. "Im Jahre 1673 zum Beispiel zog er sich auf seine Ländereien in der Gascogne zurück, wo er ein Requiem für die Seele seiner Gattin feiern ließ; er, seine Kinder und seine Diener trugen Trauerkleidung und beklagten unablässig ihren Verlust. Ein anderes Mal zeigte er sich in Paris mit einem mit Hörnern versehen Hut, zum Zeichen des gehörnten Ehemannes", schreibt Olivier Bernier in seiner Biographie.

Zum endgültigen Bruch zwischen dem König und seiner Geliebten kommt es, als de Montespans Name im Prozess gegen die bekannte Giftmischerin und angebliche Magierin Cathérine La Voisin fällt.

Die Marquise de Maintenon löst die Montespan ab

Die nächsten Damen stehen schon bereit, sie als "maîtresse royale" abzulösen, allen voran die strenge, aber hochintelligente Madame Scarron, die Erzieherin der unehelichen Kinder des Königs und spätere Marquise de Maintenon.

Ironischerweise ist wiederum auch die Marquise de Maintenon eng mit ihrer Vorgängerin befreundet: Sie und die Marquise de Montespan sollen gegenseitig ihren Witz und ihre brillante Intelligenz zu schätzen gewusst haben. So berichtet es jedenfalls Olivier Bernier in seiner Biographie über Ludwig XIV.

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