Gary Moore

Stichtag

6. Februar 2011 - Gary Moore stirbt in Estepona

Stand: 06.02.2016, 00:00 Uhr

"Du musst nicht am Mississippi geboren sein, damit du den Blues verstehen und spielen kannst", sagt Gary Moore einmal. Der Gitarrist und Sänger, der am 4. April 1952 in Belfast zur Welt kommt, hat seinen eigenen Zugang zur Musik. Seine große Liebe ist die Gitarre. Mit keinem anderen Instrument könne man seine Persönlichkeit besser ausdrücken, sagt der Nordire. Mit einem Klavier beispielsweise funktioniere das nicht. Gitarristen hingegen seien immer an ihrem Vibrato erkennbar. "Deine Identität spricht aus dem Vibrato, das Du spielst." Das sei "eine ganz wichtige Handschrift".

Als Gary acht Jahre alt ist, schenkt ihm sein Vater, der als Konzertveranstalter arbeitet, eine Gitarre. Der Junge bringt sich das Spielen selbst bei und beherrscht es bald perfekt - obwohl er als Linkshänder auf einer Rechtshänder-Gitarre lernt. Mit 16 Jahren verlässt er sein Elternhaus und zieht nach Dublin. Nach einem Jimi-Hendrix-Konzert ist für ihn klar, dass er Gitarrist werden will. Ende der 1960er Jahre schließt er sich der Dubliner Hardrock-Band "Skid Row" an. Deren schwarzer Frontmann Phil Lynott wird Moores bester Freund. "Jeder redete damals über diesen neuen Gitarristen aus dem Norden, Gary Moore", erinnert sich Lynott später. "Er zog bei mir ein. Ich teilte meine Wohnung in Dublin mit ihm."

Komponist von "Empty Rooms"

Lynott gründet die Gruppe "Thin Lizzy", in die Moore später einsteigt - und der er mit "Parisienne Walkways" einen der größten Hits beschert. Der Song gehört bis zuletzt zu Moores Repertoire bei seinen Solo-Konzerten. Lange bleibt er nicht bei "Thin Lizzy". 1975 gründet er das Jazzrock-Projekt "Colosseum II" mit. Immer wieder tritt er auch als Hardrock- und Heavy-Metal-Gitarrist auf. 1985 schreibt er mit "Empty Rooms" eine der bekanntesten Balladen der Rockgeschichte. In der Musik drückt er seine Gefühle aus. Er singt oft von Einsamkeit, die er aus eigener Erfahrung kennt.

Seine Frau lässt sich nach acht Jahren Ehe scheiden, die beiden Söhne darf er nur noch ab und zu sehen. Eine ehemalige Verehrerin verletzt ihn mit Glasscherben im Gesicht, deutliche Narben bleiben zurück. Nach dem frühen Tod seines Freundes Phil Lynott 1986 widmet er ihm und der gemeinsamen Heimat Irland ein ganzes Album: "Wild Frontier" bleibt sein einziges Celtic-Rock-Album. Anschließend wechselt er von der Heavy-Metal-Szene zum Blues. "Weil ich vorher Rock gemacht habe, spiele ich den Blues aggressiver - nicht so, wie die Leute, die ihn erfunden haben."

Plagiats-Vorwurf gegen "Still got the Blues"

Das Album "Still got the Blues" bringt Moore 1990 den Durchbruch als Solo-Künstler. "Der Riff ist geklaut", behauptet elf Jahre später der deutsche Musiker Jürgen Winter, der den Song schon 1974 komponiert haben will. Der rheinland-pfälzische Bassist gewinnt seine Plagiats-Klage, aber Moore behält nach einem Vergleich die Rechte an seinem weltweit größten Hit.

Es folgen weiter Alben mit berühmten Musikern wie beispielsweise den beiden Ex-"Scream"-Mitgliedern Ginger Baker und Jack Bruce oder dem ehemaligen "Beatle" George Harrison. Am 6. Februar 2011 wird Gary Moore nach einem Herzinfarkt tot in einem Hotelzimmer in Estepona an der spanischen Costa des Sol aufgefunden. Er ist 58 Jahre alt geworden. Ein halbes Jahr zuvor hat er im schweizerischen Montreux zum letzten Mal vor großem Publikum gespielt. Es soll eines seiner besten Konzerte gewesen sein.

Stand: 06.02.2016

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