EM 1980 - Horst Hrubesch hält den Pokal hoch

22. Juni 1980 - Deutschland wird zum zweiten Mal Fußball-Europameister

Stand: 22.06.2020, 00:00 Uhr

Ein Trainingslager vor dem Turnier? Nicht nötig. Angst vor schlechter Presse? Kaum, die Journalisten wohnen sogar im Mannschaftshotel. Freizeitgestaltung? Gin Tonic am Pool. Klingt wenig professionell, ist aber erfolgreich.

BRD wird Fußballeuropameister (am 22.06.1980)

WDR 2 Stichtag 22.06.2020 04:17 Min. Verfügbar bis 20.06.2030 WDR 2


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Denn Deutschland kehrt am 22. Juni 1980 als Fußball-Europameister aus Italien zurück - und ist damit die erste Nation, die zum zweiten Mal diesen Titel gewinnt. Trainer Jupp Derwall ist es gelungen, ein junges Team zusammenzustellen, das für die triste Vorstellung der DFB-Elf zwei Jahre zuvor bei der WM in Argentinien Wiedergutmachung leistet.

"Kopfball-Ungeheuer" Hrubesch

Entscheidenden Anteil am Final-Erfolg gegen Außenseiter Belgien hat Mittelstürmer Horst Hrubesch. Es läuft die 89. Minute, als Hrubesch sich im gegnerischen Strafraum hochschraubt und den Eckball von Karl-Heinz Rummenigge zum 2:1-Siegtreffer einnickt. Das "Kopfballungeheuer" hat wieder zugeschlagen.

Hrubesch sagt später: "Ich bin ich stolz auf diesen Namen, weil er ein Markenzeichen ist. Selbst heute gibt es noch Kreuzworträtsel da steht ‚Kopfballungeheuer‘ und jeder weiß: der Hrubesch." Dabei kann es Hrubesch auch mit dem Fuß. Das beweist er bei seinem Tor zum 1:0 durch einen Gewaltschuss aus der zweiten Reihe. Den zwischenzeitlichen Ausgleich schaffen die Belgier nur dank eines Elfmeters, eines unberechtigten noch dazu. Uli Stielike foult François Van der Elst klar vor dem Strafraum.

Beton- statt Zauberfußball

Das spannende Finale entschädigt ein wenig für die spielerische Tristesse bei der EM in Italien. In leeren, maroden Stadien bieten acht Mannschaften überwiegend defensiven Betonfußball. In 14 Begegnungen fallen nur 27 Treffer.

Das torreichste Spiel des Turniers ist Deutschlands Partie gegen die Niederlande. Beim 3:2-Erfolg feiert ein gewisser Lothar Matthäus sein Debüt in der Nationalelf - kein besonders glückliches: Drei Minuten nach seiner Einwechslung verschuldet er einen Strafstoß. Dafür spielt ein anderer groß auf: Klaus Allofs schießt gegen die Niederlande alle drei Tore.

Ansonsten aber sind auch die Partien der DFB-Elf mau. 1:0 gegen die Tschechoslowakei und noch schlimmer das 0:0 gegen Griechenland. Das Spiel wird vom Magazin "Kicker" zum "lausigsten und langweiligsten" des ganzen Turniers gekürt.

Aber wer fragt schon danach, wenn man triumphiert? Oder um es mit Bernard Dietz zu sagen, der die Mannschaft 1980 als Kapitän anführt und für den es der einzige internationale Titel in seiner Karriere bleibt: "Bernard Dietz, MSV Duisburg. Du stehst da, und Du darfst den Pokal hochhalten."

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