Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK)

17. Juni 1949 - Freiwillige Selbstkontrolle nimmt ihre Arbeit auf

Stand: 17.06.2019, 00:00 Uhr

Schon in den Anfängen des Films wird vor seiner manipulierenden Macht gewarnt, das Kino sei "eine wahre Brutstätte der ärgsten Volksvergiftung". Folglich will man die Filmbranche kontrollieren. In der Weimarer Republik bestimmen unter anderem vom Reichskanzler eingesetzte Beamte, was gezeigt werden darf.

Die Nationalsozialisten legen sogleich die Drehbücher und Schauspieler fest. Nach Kriegsende prüfen zunächst die Besatzungsmächte, was auf die Leinwand kommen darf. Man will sichergehen, dass keine ungewollten politischen Botschaften transportiert werden.

Die Freiwillige Selbstkontrolle nimmt Arbeit auf (im Juni 1949)

WDR 2 Stichtag 17.06.2019 04:11 Min. Verfügbar bis 14.06.2029 WDR 2


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Vorbild ist die US-Filmwirtschaft

Im Juni 1949 übergeben die Alliierten den Job an die Deutschen. Schon länger treffen sich Vertreter der Filmwirtschaft regelmäßig und beraten, wie sie "die Sauberkeit in ihrem Haus" gewährleisten können. Eine Zensur soll nicht stattfinden, das unterbindet ohnehin das gerade verabschiedete Grundgesetz.

Stattdessen orientiert man sich am US-amerikanischen Modell. "Es gab in den USA tatsächlich eine Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, wo sich die großen Produktionsfirmen darauf verständigt hatten, was sie auf der Leinwand zeigen wollten und was nicht", sagt Historiker Jürgen Kniep.

Zusammenschluss mit öffentlicher Hand

Die deutschen Filmemacher wollen aber nicht die alleinige Verantwortung und holen die öffentliche Hand mit ins Boot. Unter anderem wirken Länder, Bund und Kirchen bei den "Grundsätzen zur Schaffung einer Freiwilligen Selbstkontrolle (FSK)" mit.

Das Ergebnis: Sechs Prüfer – vier von Seiten des Films, zwei von öffentlicher Seite – schauen sich die Kinofilme an und bewerten sie hinsichtlich Sexualität, gesellschaftlicher Leitbilder, Politik, Religion, Gewalt, Kriminalität und Militarismus – den sieben Zensur-Motiven der FSK.

"Die Sünderin" wird erster Skandal

Zwei Jahre später folgt mit "Der Sünderin" der ersten Skandal. Die FSK gibt den Film frei mit dem Hinweis, dass "sich dieser Film hart an der Grenze des Zulässigen bewege." Ein Geschenk für die Produzenten. "Ich habe eine Reklame und eine Propaganda, für die man in Amerika wahrscheinlich einige hunderttausend Dollar bezahlt", freut sich Regisseur Willi Forst.

Seither sorgen die Einstufungen immer wieder für Diskussionen. "Vieles, was in ihren Anfängen oder auch später verboten wurde, erscheint uns heute lächerlich", sagt Kniep. Anderes, was der FSK einst nicht problematisch erschien, sei heute unvorstellbar. Etwa der Sex einer Zwölfjährigen mit ihrem Stiefvater im Schulmädchenreport von 1970.

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