Frau auf einer Waage

1. Oktober 2011 - Dänemark führt Fettsteuer ein

Stand: 01.10.2016, 00:00 Uhr

In erster Linie ist Ernährung Privatsache. Jeder Mensch kann frei entscheiden, ob er Fleisch essen oder auf Gluten verzichten will. Das Problem ist nur, dass sich die meisten Menschen in Deutschland falsch ernähren. Und zu viel Zucker, Fett und Fertignahrung bleiben nicht ohne Folgen. Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes schaden der Volksgesundheit und sorgen für Kosten, auch für den Staat.

Gegen Übersättigung

In Dänemark ist das nicht anders. Über die Hälfte aller Dänen ist zu dick. Um das Volk zu verschlanken, greift die Regierung am 1. Oktober 2011 zu einem unkonventionellen Rezept. Nach deftigen Debatten im Parlament verabschiedet sie eine so genannte Fettsteuer, die vor allem auf die gefährlichen gesättigten Fettsäuren abzielt. Ab sofort werden pro Kilogramm Fett 16 Kronen, also umgerechnet 2,15 Euro fällig. Das führt dazu, dass sich beispielsweise ein Stück Butter um rund 30 Cent verteuert.

Eine "Gesundheitssteuer" soll die Fettsteuer sein, die den Verzehr schädlicher Fette vornehmlich aus tierischen Lebensmitteln als "Risikofaktor" vermindern solle, heißt es in der Begründung: weil diese "zur Ausbreitung von Volkskrankheiten beitragen". Die Bevölkerung solle so veranlasst werden, "Produkte mit einem niedrigen Anteil an gesättigten Fettsäuren zu wählen".

Das dickste Volk der Welt

Die Bevölkerung denkt aber gar nicht daran. Vor Inkrafttreten des Gesetzes deckt sie sich erst einmal durch Hamsterkäufe mit dem Fettigsten ein. Danach fährt sie einfach öfter ins benachbarte Ausland. Überhaupt geht der Konsum von fetthaltigen Produkten nicht messbar zurück, der bürokratische Aufwand im Vergleich zum Nutzen allerdings ist spürbar groß. Und auch die Margarineproduzenten laufen Sturm. Sie zeigen Dänemark wegen eines "Verstoßes gegen die Konkurrenzgesetzgebung und die Behinderung des freien Warenverkehrs" bei der EU-Kommission an. All dies führt dazu, dass die Fettsteuer in Dänemark schon nach 15 Monaten Geschichte ist.

Als Idee lebt die Fettsteuer aber weiter. 2014 führt Mexiko eine achtprozentige Fettsteuer auf Fastfood-Produkte und auf Lebensmittel mit mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm ein. Immerhin ist Mexiko weltweit eines der Länder mit der höchsten Rate an Übergewichtigen und übertrifft damit prozentual sogar die USA.

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