Fassade der Katakombenkapelle in den Wänden des Mönchsbergs

16. Juli 1669 - Felssturz am Salzburger Mönchsberg

Stand: 16.07.2019, 00:00 Uhr

In Salzburg sind sie eine Touristenattraktion: die Bergputzer. Rund ein Dutzend Männer, die die Stadtberge sichern. Mit Helm und Stiefeln seilen sie sich an den Felsen ab, fräsen, betonieren, roden Büsche und Stauden, lösen selbst kiloschwere Steine aus den Steilwänden.

Der Felssturz zu Salzburg (am 16.07.1669)

WDR 2 Stichtag 16.07.2019 04:14 Min. Verfügbar bis 13.07.2029 WDR 2


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Ein Bergputzer fasst seine Arbeit in einem Interview so zusammen: "An guten Tagen großartig, quasi bezahlter Sport, an schlechten Tagen manchmal eine Quälerei."

220 Menschen sterben bei Felssturz

Josefsturm auf dem Mönchsburg und Festung Hohensalzburg

Der Mönchsberg in Salzburg

Die Bergputzer sind da, damit sich die größte Katastrophe der Stadt Salzburg nicht wiederholt: der Felssturz vom 16. Juli 1669. Zwischen zwei und drei Uhr nachts stürzen damals Gesteinsmassen vom Mönchsberg in die Gstättengasse. Für die Menschen, die in ihren Häusern schlafen, vor allem Handwerker und ihre Familien, gibt es kein Entkommen. Rund 220 Menschen sterben. Auch zwei Kirchen und ein Priesterseminar liegen in der Gasse: Von 15 Studenten überleben nur vier.

"Besonders tragisch war, dass bei einem Nachsturz viele Menschen, die den Opfern helfen wollten, selbst verschüttet wurden", sagt Katrin Pfeifer, Historikerin und Autorin des Buches "Der plötzliche Tod. Bergstürze in Salzburg und Plurs kulturhistorisch betrachtet."

Ein Berg wie ein Emmentaler Käse

Der Salzburger Fels, eine poröse Mischung aus Sand und Stein, zerklüftet schnell. Regen, Eis, Kälte und Hitze führen im 17. Jahrhundert zu immer größeren Ritzen und Spalten. Zudem höhlen die Menschen selbst den Berg immer weiter aus. Keller und Gewölbe führen tief hinein. Auch Steinblöcke für den Bau von Straßen und Kirchen schneiden sie direkt aus dem Berg. "Der Mönchsberg glich einem Emmentaler", berichtet einer der Bergputzer.

Doch die Menschen bauen damals immer weiter an den Bergkanten entlang. "Sie waren sich der Gefahr bewusst, zählten kleinere Gesteinsbewegungen zu ihrem Alltag", sagt Katrin Pfeifer.

Es muss noch einen weiteren Felssturz geben, bevor 1778 die Bergputzarbeiten in Salzburg endlich beginnen.

Salzburg ist umzingelt von Steilwänden

Und die Bergputzer, in ihrem früheren Leben oft Zimmerleute oder Maurer, haben viel zu tun. Die Stadt Salzburg ist regelrecht umzingelt von Steilwänden: Mönchsberg, Nonnberg, Kapuzinerberg, Festungsberg, Rainberg, Hellbrunner Berg, insgesamt rund 400.000 Quadratmeter Felswand. "Wenn wir eine Runde komplett abgeschlossen haben, fangen wir wieder von vorn an", sagt einer der Männer.

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