Mary Ward, erstes Todesopfer bei einem Autounfall

31. August 1869 - Mary Ward stirbt als erstes bekanntes Todesopfer bei einem Autounfall

Stand: 31.08.2019, 00:00 Uhr

Noch in den 1970er-Jahren konnte ein Autofahrer in Deutschland mit bis zu 1,5 Promille Alkohol im Blut und unangeschnallt mit Tempo 150 über enge Landstraßen rasen. 1971 starben jeden Tag 58 Menschen.

Seitdem hat sich viel verändert. "Der Sicherheitsgurt ist nach wie vor die Nummer eins, wenn es darum geht, einen Unfall zu überleben", sagt Andre Seeck, Leiter der Abteilung Fahrzeugtechnik bei der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach.

Erstes Todesopfer im Straßenverkehr (am 31.08.1869)

WDR 2 Stichtag 31.08.2019 04:16 Min. Verfügbar bis 28.08.2029 WDR 2


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Mary Ward gerät unter den Dampfwagen

Der Sicherheitsgurt hätte 1869 auch der Irin Mary Ward das Leben gerettet, einer 42-jährigen Adeligen. Die Söhne ihres Cousins William Parsons, eines berühmten irischen Astronomen, hatten einen experimentellen Dampfwagen gebaut.

Am 31. August 1869 lenkt der Hauslehrer den schweren, kutschenartigen Koloss mit ihr und den Cousins an Bord. Mary Ward dürfte sich auf die Fahrt gefreut haben: Sie war begeistert von Technik, hatte selbst Bücher über Mikroskope und Teleskope geschrieben.

Der Unfall geschieht um 8.20 Uhr in der Nähe von Parsonstown in der Mitte Irlands.

"Der Fahrer musste in eine sehr scharfe Kurve gehen. Vielleicht ist er über einen Stein gefahren, vielleicht ist es eine Kuhle gewesen, man weiß das nicht so genau. Was man weiß: Mary Ward saß auf einem der seitlichen Sitze. Als der Wagen sich ruckend bewegte, ist sie nach vorn gefallen, unter die Räder geraten und direkt getötet worden", erklärt der Journalist Frank Patalong, Autor des Buches "Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik".

Todesfälle mit Dampfwagen hatte es schon vorher gegeben, aber kein Opfer ist so bekannt wie Mary Ward.

Sie ist das erste namentlich bekannte Opfer eines Autounfalls – 17 Jahre, bevor das Auto mit Benzinmotor erfunden wird. Die Gerichtsverhandlung in Birr Castle endet mit einem Freispruch für alle Beteiligten.

Eine Zukunft ohne Verkehrstote ist unwahrscheinlich

Bis heute untersuchen Unfallforscher, wie und warum es zu Verkehrsunfällen kommt. 2050 soll kein Mensch mehr auf europäischen Straßen sterben, so lautet das Ziel der Europäischen Union.

Andre Seeck ist jedoch skeptisch: "Es wird nicht auf Null gehen, erst Recht nicht im Mischverkehr." Also dort, wo Fußgänger, Radfahrer, E-Scooter, Autos und öffentliche Verkehrsmittel aufeinandertreffen. Kommt es zum Unglück, sind vor allem Radfahrer und Fußgänger gefährdet.

Viele Unfallforscher fordern inzwischen Tempo 30 überall in der Stadt. Das erhöht die Überlebenschancen der Opfer dramatisch, wie Studien zeigen.

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