Symbolbild: Baby-Figur im Reagenzglas

25. Juli 1978 - Erstes Retorten-Baby der Welt geboren

Stand: 25.07.2018, 00:00 Uhr

25. Juli 1978, Oldham in Nordengland: Im General Hospital bejubeln britische Ärzte die Geburt von Louise Brown. "Ein kräftiges Schreien, gut durchblutete Haut mit ausreichend Fett darunter, sprich ein rundum propperes Baby", schwärmt der Gynäkologe Patrick Steptoe. Die Sensation: Das Mädchen ist das erste außerhalb des Mutterleibs gezeugte Kind der Welt.

Steptoe und der Physiologe Robert Edwards hatten im Reagenzglas eine Eizelle von Mutter Lesley mit dem Samen ihres Ehemannes John zusammengebracht. Ein paar Tage später wurde der heranwachsende Embryo in Lesleys Gebärmutter eingesetzt.

Geburt des ersten Retortenbabys (am 25.07.1978)

WDR 2 Stichtag 25.07.2018 04:15 Min. Verfügbar bis 22.07.2028 WDR 2


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Künstliche Befruchtung

Jahrelang hatten die beiden Forscher ihre Methode ohne Erfolg ausprobiert. Nun funktionierte dieses Verfahren der künstlichen Befruchtung, die sogenannte In-vitro-Fertilisation (IVF), erstmals.

Die IVF komme dann zum Einsatz, wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg ausbleibe, sagt Professor Stefan Dieterle. Gründe dafür könnten zum Beispiel Eileiterverschluss oder zu wenig bewegliche Samenzellen sein. Der Mediziner betreibt seit 1997 ein "Kinderwunschzentrum" in Dortmund.

Befruchtung im Brutschrank

In der modernen Reproduktionsmedizin stimulieren Hormone die Eizellreifung mit dem Ziel, möglichst viele befruchtungsfähige Eizellen zu ernten. Das Zusammenkommen von Ei- und Samenzelle erfolgt im Brutschrank. In einer Nährlösung können sie verschmelzen, die Zellteilung beginnt.

Dann werden in der Regel zwei Embryonen in die Gebärmutter gepflanzt. "Je mehr Embryonen übertragen werden, umso höher ist die Chance, dass sich schließlich einmal einer einnistet", erklärt Dieterle. Die Geburtenrate bei künstlicher Befruchtung liegt pro Versuch bei etwa 20 Prozent.

Zuschuss für drei IVF-Versuche

Das Geschäft boomt. Kinderwunsch-Behandlungen haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen und sorgen für steigende Geburtenraten. Eine künstliche Befruchtung wie die In-vitro-Fertilisation kostet hierzulande zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Drei Versuche werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst.

Und Louise Brown? Die Repräsentantin der In-vitro-Fertilisation hat zwei Söhne geboren - ganz ohne künstliche Nachhilfe.

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