Titelbild der Zeitschrift "Vogue"

17. Dezember 1892 - Erste Ausgabe der Vogue erscheint in New York

Stand: 17.12.2017, 00:00 Uhr

Etwa 400 reiche Familien gibt es Ende des 19. Jahrhunderts in New York. Und der Gründer der Vogue, Arthur Baldwin Turnure, gehört dazu. Er hat die nötigen Verbindungen, um über Partys in Herrenhäusern und Golfclubs zu berichten. Am 17. Dezember 1892 erscheint das Heft zum ersten Mal.

Erste Ausgabe der "Vogue" erscheint (am 17.12.1892)

WDR 2 Stichtag 17.12.2017 04:14 Min. Verfügbar bis 15.12.2027 WDR 2


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Zu Beginn ist die Vogue ein Gesellschaftsmagazin für New Yorks Elite. "Allerdings: Wenn man sich anschaut, dass die Auflage auf 40.000 stieg, kann man relativ sicher sein, dass nicht nur diese 400 Familien des alten Geldes und der guten Erziehung die Vogue gelesen haben, sondern mindestens zwei weitere Gruppen: die Aufsteiger, die dazu gehören wollten, und Menschen, die die Vogue zum Träumen benutzt haben", sagt Bernd Skupin, Kulturredakteur bei der deutschen Vogue.

Mode, in der Frauen nicht arbeiten können

1880 liegen in New York bereits achtzehn Frauen- und Modezeitschriften an den Kiosken aus. "Modezeitschriften sind eine Folge der Kauf- und Warenhäuser. Mit der Ausdifferenzierung der Gesellschaft kam dieses Medium auf", sagt Marie Helbing, Kulturwissenschaftlerin an der Technischen Universität Dortmund und Expertin für Textilien und Modezeitschriften.

Frauen der Oberschicht nutzen die Magazine als Konsumanreiz. "Wertvolle Stoffe, einengende Kleidung, wie zum Beispiel ein Korsett – darin kann eine Frau nicht arbeiten. Damit zeigt sie den Luxus an, der durch den Mann erarbeitet wird", sagt Helbing.

Energiegeladene Chefinnen als Leser?

Edna Woolman Chase, strenge und gnadenlose Chefredakteurin von 1914 bis 1951, prägt das Blatt entscheidend mit. Jede Frau, die für die Vogue arbeitet, muss schwarze Strümpfe, weiße Handschuhe und einen Hut tragen. Einer Mitarbeiterin, die versucht hatte, sich auf Bahngleisen das Leben zu nehmen, soll Woolman Chase gesagt haben: "Wir sind hier bei der Vogue. Wir werfen uns nicht vor die Untergrundbahn, meine Liebe. Wenn überhaupt, nehmen wir Schlaftabletten."

Mittlerweile erscheint die Vogue in 21 Ländern und bleibt ein fantastisches Bilderbuch des Zeitgeistes mit vorwiegend weiblichen Hauptdarstellerinnen. Die Zielgruppe sind immer noch Frauen, aber ganz andere als Anfang des 20. Jahrhunderts. "Ich will, dass die Vogue temporeich, scharf und sexy ist. Mich interessieren die Superreichen nicht oder diejenigen, die sich der Muße hingeben. Ich will Leserinnen, die energiegeladene Chefinnen sind, mit eigenem Geld und einem großen Interessenspektrum. Es gibt eine neue Art von Frau dort draußen. Sie interessiert sich für Business und Geld", sagt Anna Wintour, derzeitige Chefin der US-Vogue.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. Dezember 2017 ebenfalls an die Vogue. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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