Ernesto "Che" Guevara, argentinischer Arzt und Revolutionär

9. Oktober 1967 - Ernesto "Ché" Guevara wird in Bolivien erschossen

Stand: 09.10.2017, 00:00 Uhr

Strapazen, Misserfolge, schwere Verluste - seit dem Frühjahr 1967 verschlechtert sich die Lage der Guerilleros um den argentinischen Arzt Ernesto "Ché" Guevara immer mehr. Sie werden in Boliviens bewaldeten Bergen von der Armee gejagt. Der Proviant geht zur Neige. "Die Leute sind immer niedergeschlagener", notiert Guevara in seinem "Bolivianischen Tagebuch". "Von einer Mobilisierung der Bauern kann keine Rede sein."

Schließlich geraten die wenigen überlebenden Rebellen im Südosten Boliviens in einen Hinterhalt. In der Nähe der Ortschaft La Higuera wird Guevara bei einem Gefecht verwundet. "Als wir 'Ché' Guevara gefangen nahmen, am Tag, bevor er exekutiert wurde, war er krank und gebrechlich, dreckig und mit Lumpen bekleidet", sagt Kommandant Gary Prado später. Am 9. Oktober 1967 wird der Gefangene in der Schule des Ortes erschossen.

Ernesto Che Guevara, Revolutionär (Todestag 09.10.1967)

WDR 2 Stichtag 09.10.2017 04:16 Min. Verfügbar bis 07.10.2027 WDR 2


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Revolutionär mit Asthma

Seine Hinrichtung macht den 39-Jährigen zur Symbolfigur der 1968er-Bewegung. Nach der Todesnachricht wird ein Foto von "Ché" zur Ikone: Baskenmütze mit Stern, ernster Blick, wildes Haar. Gemacht hatte die Aufnahme der kubanische Fotograf Alberto Korada bei einer Trauerfeier 1960 in Havanna. Mittlerweile gehört das Porträt weltweit zu den meist gedruckten Motiven der Fan-Artikel-Industrie.

Geboren wird Ernesto Rafael Guevara de la Serna am 14. Juni 1928 im argentinischen Rosario. Sein Kosenamen "Ché" bedeutet in seiner Heimat so viel wie der Ausruf "Hey!" oder "Du da!". Der an Asthma leidende Sohn eines Plantageneigners studiert Medizin. Bei einer Reise durch Lateinamerika wird er mit vielen gesellschaftlichen Missständen konfrontiert. In Guatemala erlebt er 1954 mit, wie die Regierung mithilfe des US-Geheimdienstes gestürzt wird. In Mexiko lernt er den Kubaner Fidel Castro kennen und entwickelt sich zum kommunistischen Revolutionär.

Kuba, Kongo, Bolivien

Als Commandante trägt Guevara entscheidend dazu bei, 1959 auf Kuba den USA-freundlichen Diktator Batista zu stürzen. Zur Belohnung wird "Ché" Kubaner, Nationalbank-Chef und 1961 Industrieminister. Als Castro auf Druck des Handelspartners Sowjetunion auf Zucker-Monokulturen setzt, legt Guevara 1965 seine Ämter nieder und verlässt Kuba.

"Andere Länder der Welt verlangen den Einsatz meiner bescheidenen Kräfte", heißt es in einem angeblichen Abschiedsbrief, den Castro verliest. Guevara kämpft zunächst erfolglos im Kongo "gegen den Imperialismus", bevor er 1966 im bolivianischen Dschungel ein Guerilla-Lager aufbaut. Sowohl die kommunistische Partei Boliviens als auch die Landbevölkerung verweigern ihm jedoch die Unterstützung.

Neben Landebahn verscharrt

Nach dem gewaltsamen Tod von "Ché" wird sein Leichnam mit einem Hubschrauber in das Andendorf Vallegrande geflogen. Dort wird er gesäubert, aufgebahrt und kurz Journalisten und Fotografen gezeigt - bevor er heimlich neben der Landebahn begraben wird.

Als ein ehemaliger Hauptmann der bolivianischen Armee 1995 den Begräbnisort verrät, identifizieren Wissenschaftler die verscharrten Gebeine als echt. Zwei Jahre später werden sie in Kuba beigesetzt.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Oktober 2017 ebenfalls an Ernesto "Ché" Guevara. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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