Ephraim Kishon (1983)

29. Januar 2005 - Todestag von Ephraim Kishon

Stand: 29.01.2020, 00:00 Uhr

Schriftsteller hassen das Schreiben. Das jedenfalls behauptet Ephraim Kishon. Frage man eine Frau, ob das Gebären ein Vergnügen sei, dann sage sie: "Das Baby ja, aber die Geburt doch nicht!" Mit dem Schreiben sei es dasselbe.

In seinen rund 50 Büchern wie "Drehen Sie sich um, Frau Lot", "Arche Noah, Touristenklasse" oder "Der Blaumilchkanal" schildert Kishon mit liebevoller Ironie das Alltagsleben in Israel. Und wird mit rund 45 Millionen verkauften Exemplaren einer der meistgelesenen Satiriker der Welt.

Ephraim Kishon, israel. Schriftsteller (Todestag 29.01.2005)

WDR 2 Stichtag 29.01.2020 04:14 Min. Verfügbar bis 26.01.2030 WDR 2


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Die beste Ehefrau von allen

Geboren worden ist Kishon 1924 als Ferenc Hoffmann als Sohn jüdischer Eltern in Budapest. 1944 wird seine Familie von den Nationalsozialisten in ein Konzentrationslager verschleppt und ermordet.

Ihm selbst gelingt im letzten Kriegsjahr die Flucht auf dem Weg ins Vernichtungslager Sobibor. Nach dem Zweiten Weltkrieg studiert Kishon Malerei und Bildhauerei. Nebenbei schreibt er satirische Theaterstücke und Glossen für Zeitungen.

Schrullen und Macken seiner Landsleute

Als der stalinistische Druck auf Ungarn wächst, wandert Kishon 1949 mit seiner ersten Frau Chava nach Israel aus und nimmt seinen Künstlernamen an. Damals habe er erkannt, dass es gegen die "pathologische Krankheit" des Antisemitismus als Medikament nur einen jüdischen Staat Israel gäbe, sagt er später.

Er lernt Hebräisch und beobachtet die Schrullen und Macken seiner neuen Landsleute genau. Neben Beamten nimmt er dabei vor allem Handwerker aufs Korn: "Was ist der Unterschied zwischen dem Messias und dem Installateur? Der Messias könnte eines Tages doch noch kommen!"

In den 1960er Jahren erscheinen Kishons Bücher auch auf Deutsch. Besonders beliebt werden die Familiengeschichten um seine drei Kinder sowie "die beste Ehefrau von allen": seine zweite Gattin Sara, die seine zahlreichen Affären erträgt.

Lebensabend in der Schweiz

Wenn es um die Politik Israels geht, versteht Kishon keinen Spaß. Übergriffe der israelischen Armee auf Palästinenser hält er für TV-Propaganda. Die Gefahr gehe von den Arabern aus, der Staat Israel sei umringt von Staatsfeinden. Dennoch ist Kishon stolz, dass seine Bücher ins Arabische übersetzt werden.

Seit Beginn der 1980er Jahre lebt Kishon überwiegend in der Schweiz. 2002 stirbt Sara nach 44 gemeinsamen Jahren an Krebs. Ein Jahr später heiratet Kishon eine österreichische Schriftstellerin. Mit der "letzten Ehefrau von allen" und seinen drei Kindern feiert er 2004 seinen 80. Geburtstag. Er stirbt am 29. Januar 2005 in Appenzell an einem Herzanfall.

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