Truppen des Warschauer Pakts besetzen die CSSR

20. August 1968 - Ende des "Prager Frühlings"

Stand: 20.08.2018, 00:00 Uhr

Alexander Dubček ist ein überzeugter Kommunist. Und er ist ein Freund der Sowjetunion, der zu Staats- und Parteichef Leonid Iljitsch Breschnew ein gutes Verhältnis hat. Breschnew ist es auch, der den Aufstieg Dubčeks befördert. Im Januar 1968 löst der beliebte Politiker den eher unpopulären Antonin Novotny als ersten Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPC) ab. Von da an überschlagen sich die Ereignisse.

Denn Dubček ist zwar Kommunist. Aber er ist auch ein Politiker, der den Willen der Mehrheit akzeptiert. Und er will in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (CSSR) einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" schaffen. Vielen Funktionären, vor allem im Ausland, ist das ein Dorn im Auge.

Ende des Prager Frühlings (am 20.08.1968)

WDR 2 Stichtag 20.08.2018 04:01 Min. Verfügbar bis 17.08.2028 WDR 2


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6.000 Panzer, 500.000 Soldaten

Der sympathisch unsicher wirkende Dubček will Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in der Tschechoslowakei etablieren. Er schafft die Zensur ab und geht gegen Misswirtschaft und Ämterkorruption vor. Und er thematisiert die Verbrechen des Stalinismus.

Den kommunistischen Bruderländern ist das zu viel. Sie fürchten, dass die Demokratiebestrebungen über die Grenzen schwappen und den eigenen politischen Kurs torpedieren könnten. Dubček wird mehrmals zur Kursänderung aufgefordert. Am 20. August 1968 gegen zehn Uhr abends dringen erste Truppen des Warschauer Pakts in die CSSR ein. Fallschirmjäger besetzen große Städte. Es folgen 6.000 Panzer und 500.000 Soldaten.

Moralischer Widerstand

Von dem Einmarsch ist die KPC-Führung völlig überrascht. Im Radio fordert Dubček seine Landsleute zum moralischen Widerstand auf. Bilder von verzweifelten und wütenden Menschen, die Straßenblockaden errichten, sich zu Tausenden um die Panzer scharen oder vor deren Geschützen die Hemden zerreißen und die entblößte Brust präsentieren, gehen um die Welt.

Aber es ist umsonst: Der "Prager Frühling" geht zu Ende. Alexander Dubček wird im Namen des "Revolutionstribunals" eingesperrt, 1969 als KPC-Chef abgelöst und ein Jahr später sogar aus der Partei ausgeschlossen. Der Einmarsch kostet rund 100 Menschen das Leben. Die Sowjetarmee bleibt bis 1991 im Land.

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