Domenico Manuel Caetano am Galgen

23. August 1709 - Hinrichtung des Alchemisten Domenico Manuel Caetano

Stand: 23.08.2019, 00:00 Uhr

Die ganze Natur ist belebt. Und alles wächst und ist veränderbar, auch Steine und Metalle. Deshalb kann man aus Unedlem auch Edles machen, aus Blei zum Beispiel Gold - wenn man ein rätselhaftes Pulver namens "Stein der Weisen" als sogenanntes Transmutationsmittel besitzt. Davon ist die Alchemie auch im 17. Jahrhundert noch überzeugt.

Heute funktioniert die "Transmutation", also die Umwandlung des Elements Blei in das Element Gold, tatsächlich – wenn auch nicht chemisch, sondern in Kernreaktoren und Beschleunigern. Im Barock aber hat den "Stein der Weisen" noch niemand gefunden. Wer das behauptet, ist ein Betrüger, der in seiner Alchemistenküche zum Beispiel mit doppelten Tiegelböden arbeitet. Wie Domenico Manuel Caetano, der das Wunschdenken und die Gier des Adels für sich zu nutzen weiß.

Domenico Manuel Caetano, Hochstapler (Todestag 23.08.1709)

WDR 2 Stichtag 23.08.2019 04:13 Min. Verfügbar bis 20.08.2029 WDR 2


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Erst platzt die Phiole, dann der Kragen

Die Angaben zu Caetanos Herkunft sind widersprüchlich. Gerichtsakten zufolge wird er um 1670 als Bauernkind in der Nähe von Neapel geboren, andere Quellen machen ihn zum Sohn eines Engländers. Fest steht, dass er schon mit 18 Jahren wegen Falschmünzerei und Goldmacherei steckbrieflich gesucht wird, sein Revier nach Venedig und Verona verlegt, dort verhaftet und auf päpstliche Intervention wieder freigelassen wird – was nahelegt, dass er auch als Spion für den Klerus arbeitet. Als "Graf Ruggiero" kommt Caetano über Genua, Augsburg, Madrid und London 1696 schließlich nach Brüssel, wo er im Generalstatthalter der Spanischen Niederlande, dem bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, einen Gönner findet. Denn der braucht Gold für seine Allmachtsphantasien.

In Brüssel kann sich Caetano Mätressen und Diener leisten. Immer wieder hält er den Kurfürsten hin. Erst fehlt ihm eine kostbare Essenz für sein Transmutationsmittel, die in der Ferne besorgt werden muss. Dann explodiert kurz vor dem angeblichen Erfolg eine Phiole und alles muss von vorn beginnen. Schließlich platzt dem Kurfürsten der Kragen. Caetano flieht, wird gefangen – und bekommt tatsächlich von Max Emanuel eine zweite Chance. 1697 erhält er sogar einen hohen Militärrang, um seine Abwerbung zu verhindern.

Tod in Flittergold

1702 wird Caetano abermals verhaftet. Abermals kann er entkommen und dient sich dem durch Krönung und Korruption klamm gewordenen Preußenkönig Friedrich I. an. Der hat weniger Geduld als Max Emanuel. Caetano flieht wieder, wird neuerlich gefasst und in Küstrin vor Gericht gestellt. Am 23. August 1709 wird er hingerichtet. Eine zeitgenössische Quelle beschreibt die bizarre Szenerie: "An einem mit Flittergold beschlagenen Galgen, und in einem ebenso verzierten Hemd, allen betrügerischen Goldmachern zum Abscheu und Exempel".

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