Martin Sonneborn, Chef der Partei "Die Partei" (Aufnahme von 2013)

2. August 2004 - Satireprojekt "Die Partei" gegründet

Stand: 02.08.2019, 00:00 Uhr

Manchmal gründen politische Parteien eine eigene Zeitung - wie zum Beispiel die SPD 1876. Es geht allerdings auch umgekehrt: Am 2. August 2004 gründet die Redaktion des Satiremagazins "Titanic" ihre eigene Partei: die "Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative" (Die Partei).

Die Gründung sei "aus einem banalen Grund" erfolgt, erinnert sich der damalige Chefredakteur und heutige Parteivorsitzende Martin Sonneborn: "Wir wussten tatsächlich nicht, was wir in der anstehenden Bundestagswahl wählen sollten."

Gründung des Satireprojektes DIE PARTEI (am 02.08.2004)

WDR 2 Stichtag 02.08.2019 04:08 Min. Verfügbar bis 30.07.2029 WDR 2


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Politische Vorerfahrung

Die Redaktion hat zuvor schon Aktionen im Namen anderer Parteien gemacht - ohne deren Zustimmung. "Für die SPD sind wir 2003 mal durch Bayern gefahren mit einem roten Sprinter, auf dem groß 'Wir geben auf - SPD' stand."

Die Parteigründung kommt schnell in Fahrt: Innerhalb eines Monats sind die nötigen Unterschriften gesammelt und 1.000 Mitglieder eingetragen. Bei der ersten Wahl reicht es zwar nur zu 0,016 Prozent.

Ironische Forderungen

Doch "Die Partei" verfolgt ihren Ansatz konsequent weiter. Die aus ihrer Sicht inhaltsleeren, absurden oder zynischen Parolen der etablierten Parteien werden mit ironischen Forderungen bloßgestellt: "Inhalte überwinden!", "Doppelt so viel Gerechtigkeit wie die SPD!", "Tierversuche nur an Spitzensportlern!".

Der Durchbruch gelingt der "Partei" 2014 bei der Europawahl: 0,6 Prozent reichen für einen Sitz in Brüssel. Als Abgeordneter des Europaparlaments kritisiert Sonneborn europäische Missstände. Videos seiner Auftritte werden vor allem bei jungen Leuten Kult.

Positive Haltung zur EU

Den Vorwurf, er fördere Vorurteile gegen Brüssel, weist Sonneborn zurück. Er habe eine positive Haltung zur EU, sie sei nur mit den falschen Leuten besetzt. "Das Europäische Parlament hat halt auch eine GroKo Haram, also eine Koalition aus Sozialdemokraten und Konservativen."

Sonneborn hingegen votiert bei Abstimmungen fast immer mit Grünen und Linken.

Stimmenzahl vervierfacht

Bei der Europawahl 2019 vervierfacht "Die Partei" die Stimmenzahl auf 900.000 und erreicht 2,4 Prozent. Bei den Erstwählern ist sie mit neun Prozent sogar drittstärkste Kraft. Mit "Heute-Show"-Comedian Nico Semsrott sitzt nun ein zweiter "Partei"-Vertreter im EU-Parlament.

Inzwischen verfügt die Gruppierung auch über 105 Kommunalmandate. Doch die Basis der 39.000 Mitglieder gilt als wenig aktiv. "Wir sind immer noch eine Partei, die von einem Hobby-Bundesvorstand geleitet wird", räumt Sonneborn ein.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. August 2019 ebenfalls an die Gründung des Satireprojekts "Die Partei". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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