schwarz-weiß-Aufnahme einer Supermarkt-Kasse.

4. Juni 1949 – Erster Lebensmittel-Selbstbedienungsladen

Stand: 04.06.2019, 00:00 Uhr

Die Idee des Selbstbedienungs-Supermarktes stammt – natürlich – aus den USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es aber auch in Deutschland Versuche, den guten alten Tante-Emma-Laden, die Metzgerei und die Bäckerei um die Ecke in einem Selbstbedienungsgeschäft ohne Ladentheken zu vereinen. Immerhin verspricht die neu eingeführte D-Mark satte Gewinne.

Erster Selbstbedienungsladen eröffnet (am 04.06.1949)

WDR 2 Stichtag 04.06.2019 04:17 Min. Verfügbar bis 01.06.2029 WDR 2


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"Bediene dich selbst!"

Den Anfang der deutschen Erfolgsgeschichte macht der Kaufmann Bernhard Müller aus Augsburg. Nachdem der Versuch von Herbert Eklöh in Osnabrück 1938 gescheitert ist, eröffnet er am 4. Juni 1949 den ersten Selbstbedienungsladen der Bundesrepublik. Ein "merkwürdiges Versuchslaboratorium der Einzelhandelstechnik" sei das, vermeldet eine Augsburger Tageszeitung. Kein Verkäufer und keine Verkäuferin gäben in den Gängen Auskunft. Nein: "Mit einer Art Teewagen und einem Holzkasten bewaffnet", müsse der Kunde durch die Gänge ziehen und sich die Waren selbst aus den Regalen sammeln. "Bediene dich selbst!" steht als Aufforderung auf einem Schild über den Regalen.

Da Bernhard Müller auch mit einem US-amerikanischen Registrierkassenhersteller kooperiert, der seine deutsche Niederlassung gerade in Augsburg eröffnet hat, ist in seinem "Blauen Laden" auch der Bezahlvorgang auf dem neuesten Stand der Technik.

Nie mehr anstehen?

"Der blaue Laden" ist tatsächlich erst einmal nur ein Versuchslabor: Kunden sind zunächst nur Mitarbeiter der schon seit 1896 existierenden Lebensmittelkette "Bernhard Müller Augsburg" (BMA) oder externe Verbraucher mit Berechtigungsschein.

Anfang September 1949 eröffnet dann in Hamburg der erste echte öffentliche Supermarkt. Er bietet auf 170 Quadratmetern Obst, Brot und Fleisch in einem Laden – Regale und Drehtüren inklusive. "Die Hausfrau braucht nicht mehr anzustehen", wirbt die "Konsumgenossenschaft Produktion" (Pro) damals für die neue Freiheit beim Einkauf – auch wenn sich das Anstehen eigentlich nur von der Theke an die Kasse verlagert. Damit sich die Kunden zwischen den Regalen auch zurechtfinden, bringt sie einen eigenen Flyer heraus. 

Monopol der Ketten

Schnell entwickelt sich der Selbstbedienungs-Supermarkt im Wirtschaftswunderland der Bundesrepublik zum Erfolgsmodell. Unzählige Geschäfte sprießen aus dem Boden. Diese Vielfalt ist heute allerdings wieder stark eingeschränkt. Inzwischen wird der Markt von fünf großen Discounterketten beherrscht, die auch das gesamte Warenangebot bestimmen.

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