Fahrplankonferenz

20. April 1871 - Erste deutsche Fahrplankonferenz

Stand: 20.04.2016, 00:00 Uhr

20. April 1871: In Köln startet der Neun-Uhr Zug nach München. Aber die Bahnhofsuhr zeigt erst 8.40 Uhr. Trotzdem ist die Abfahrt pünktlich. Der Grund: Im Deutschen Reich gibt es damals keine einheitliche Ortszeit. Maßgeblich ist der örtliche Sonnenstand, der je nach Längengrad verschieden ist. Mittag ist jeweils dann, wenn die Sonne am höchsten steht. Es habe sieben Zeitzonen gegeben, sagt Historiker Rainer Mertens vom Eisenbahnmuseum in Nürnberg: "Die Eisenbahn fuhr allerdings nach Berliner Zeit. Das gab natürlich ein fürchterliches Durcheinander, weil die Eisenbahnfahrpläne bis zu 20 Minuten von der Ortszeit abwichen."

Das ändert sich erst, als die Bahnunternehmen, die im Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen organisiert sind, sich darauf einigen, ihre Fahrpläne ab dem 1. Juni 1891 nach der Mitteleuropäischen Eisenbahn-Zeit (MEZ) abzustimmen. Zwei Jahre später wird per Gesetz festgelegt, dass diese Zeitbestimmung auch außerhalb des Bahnverkehrs gültig ist - jetzt unter der Bezeichnung, die bis heute gilt: Mitteleuropäische Zeit (MEZ).

Erstes Treffen ohne Beschlüsse

Anfang der 1870er Jahre gibt es im Deutschen Reich rund 80 staatliche und private Bahnunternehmen. Sie haben nicht nur ihre eigenen Fahrpläne, sondern seit 1835 auch unkoordiniert ihre eigenen Eisenbahnstrecken gebaut. Die erste deutsche Fahrplankonferenz am 20. April 1871 soll das ändern. Die Vertreter der 80 Gesellschaften tagen in München, doch das Treffen bleibt ohne greifbare Beschlüsse.

Auf der Münchner Konferenz wird aber klar, dass eine Zusammenarbeit notwendig ist. "Schon im darauffolgenden Jahr kam dann in Köln die erste europäische Fahrplankonferenz zustande", sagt Historiker Mertens vom DB-Museum. "Die hat dann wirklich funktioniert."

140 Trassenkonstrukteure im Einsatz

Heute koordiniert die DB-Netz allein in Deutschland nach eigenen Angaben jährlich an die 66.000 Kundenanfragen der etwa 390 Eisenbahnunternehmen. An Computern erstellen 140 Trassenkonstrukteure der DB-Netz die entsprechenden Fahrpläne. Auf Monitoren zeigen Grafiken versetzte, horizontale Linien, die über- und untereinanderliegen. So wird sichtbar, ob die konstruierten Trassen auch tatsächlich fahrbar sind.

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