Deutsche Bischöfe mit gefalteten Händen

19. Februar 1970 - Erklärung der deutschen Bischöfe zum Zölibat

Stand: 19.02.2020, 00:00 Uhr

Das Thema Zölibat steht ursprünglich nicht auf der Tagesordnung, als sich die deutschen Bischöfe vom 16. bis zum 19. Februar 1970 zu ihrer Vollversammlung in Essen treffen. Doch die Verpflichtung katholischer Priester zu Ehelosigkeit sorgt wieder einmal für Streit.

Anfang Januar 1970 hat das niederländische Pastoralkonzil die Abschaffung des Pflichtzölibats und die Zulassung verheirateter Priester zum Altardienst gefordert. Wenig später schließen sich die niederländischen Bischöfe diesen Forderungen an.

Jesus sprach von freiwilliger Ehelosigkeit

Doch die Reaktion von Papst Paul VI. bei seiner Ansprache am 1. Februar 1970 auf dem Petersplatz in Rom ist eindeutig: Der Zölibat werde nicht aufgehoben, auch eine Diskussion darüber finde nicht statt.

Das umstrittene Kirchengesetz existiert erst seit dem zwölften Jahrhundert. Im Evangelium spricht Jesus zwar von einer freiwilligen Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen. Die meisten Apostel jedoch, einschließlich des Papst-Vorgängers Petrus, sind verheiratet.

Dt.. Bischofskonferenz zum Zölibat (am 19.02.1970)

WDR 2 Stichtag 19.02.2020 04:11 Min. Verfügbar bis 16.02.2030 WDR 2


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Überprüfung des Zölibatsgesetzes gefordert

Auch in der Bundesrepublik gibt es Kritik am Zölibat: Neun prominente Theologen bitten die Bischöfe vor deren Konferenz in Essen die Regelung auf den Prüfstand zu stellen. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Walter Kasper, Karl Lehmann, Karl Rahner und Joseph Ratzinger.

Mit ihrem Memorandum vom 9. Februar 1970 wollen sie allerdings den Zölibat nicht abschaffen, sondern lediglich eine zusätzliche Form des Priestertums zur Diskussion stellen.

Bischöfe lehnen Memorandum ab

Es geht um die Möglichkeit, sogenannten Viri Probati, also verheirateten Männern, die ein katholisch vorbildliches Leben führen, den Zugang zur Priesterweihe zu ermöglichen - bei gleichzeitiger Wertschätzung des Zölibats.

Die deutschen Bischöfe lehnen das Memorandum jedoch ab. Sie stellen in ihrer Essener Erklärung fest, dass sie auch in Zukunft an der Verknüpfung des priesterlichen Amtes mit der Ehelosigkeit festhalten wollen.

Päpste lehnen Ausnahmen ab

Auch als Joseph Ratzinger im April 2005 zum Papst gewählt wird, ändert sich nichts: Papst Benedikt XVI. setzt den Zwangszölibat nie auf den Prüfstand. Sein Nachfolger Papst Franziskus lehnt im Februar 2020 ebenfalls eine Lockerung des Zölibats ab.

Die Frage, wie die katholische Kirche ihren Priestermangel beheben will, ist nach wie vor unbeantwortet. Kritiker sehen zudem einen Zusammenhang von Zölibat und sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche.

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