Triebwagen des Hochgeschwindigkeitszugs Intercity-Experimental (ICE) bei der Vorstellung am 19. März 1985 auf dem Gelände der Firma Krupp in Essen

26. November 1985 - Erste offizielle Demonstrationsfahrt des ICE

Stand: 26.11.2020, 00:00 Uhr

Er hat zwar eine Stupsnase, aber niedlich wirkt er nicht gerade mit seiner Länge von 400 Metern: Am 26. November 1985 ist der Intercity-Express (ICE) der Deutschen Bahn auf seiner ersten offiziellen Demonstrationsfahrt unterwegs. Noch steht das "E" von ICE allerdings für "Experimental", denn der Zug wird bislang nur auf Teststrecken eingesetzt.

Doch an diesem Tag soll das Versuchsfahrzeug zeigen, dass es ein Hochgeschwindigkeitszug ist: Zwischen Gütersloh und Oelde beschleunigt der ICE auf 317 Kilometer pro Stunde. Ein nationaler Rekord!

Erste Fahrt des ICE (am 26.11.1985)

WDR 2 Stichtag 26.11.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 24.11.2030 WDR 2


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"Neues Bahnzeitalter"

Die Deutsche Bahn hat allen Grund, Tempo zu machen. Nur schnelle Züge können mit Flugzeug und Auto konkurrieren. Doch lange ist es in der Bundesrepublik gemächlich zugegangen. In Frankreich dagegen gibt es den TGV bereits seit 1981, er ist seit Jahren mit über 300 km/h unterwegs.

Die Weiterentwicklung des ICE und der Bau geeigneter Strecken dauern noch einmal Jahre. Erst am 2. Juni 1991 nehmen die ersten ICE den regulären Betrieb zwischen Hamburg und München auf. Die Bahn-Werbung spricht von einem "Aufbruch in ein neues Bahnzeitalter".

Katastrophe in Eschede

Die Konkurrenz zwischen TGV und ICE führt zu einer Rekordjagd. Der TGV fährt mit 380 Kilometern pro Stunde lange Weltrekord, bis der ICE ihn 1988 mit Tempo 408 überbietet. Mit 515 km/h kontert der TGV 1990. Im regulären Betrieb sind solche Geschwindigkeiten jedoch nicht zu erreichen.

Jäh unterbrochen wird der Temporausch am 3. Juni 1998, als ein ICE in Eschede bei Celle entgleist und gegen eine Brücke rast. 101 Menschen sterben, 88 werden verletzt. Unglücksursache ist ein geborstener Radreifen. Die Schuld an der Katastrophe wird gerichtlich nie geklärt, das Verfahren eingestellt.

"Sicherstes Verkehrsmittel"

Glimpflich verläuft 2008 der Bruch einer Radsatzwelle bei der Ausfahrt eines ICE am Kölner Hauptbahnhof. Es bleibt beim Sachschaden. In der Folge müssen die Schnellzüge aber öfter zur Inspektion in die Werkstatt und fehlen damit zum Ärger der Kunden auf der Strecke.

"Unter dem Strich ist die Bahn trotz solcher Unfälle das sicherste Verkehrsmittel", sagt Detlef Neuß, Vorsitzender des Fahrgastverbandes "Pro Bahn". Allerdings sind ICE-Passagiere über die Jahre einiges an Kummer gewohnt. Sie klagen über Verspätungen, geschlossene Toiletten, überfüllte Kofferablagen, defekte Klimaanlagen, umgedrehte Wagenreihung.

Ursache dafür seien unter anderem Kostengründe, so Neuß. "Wir wünschen uns mehr Daseinsvorsorge und weniger Orientierung an der Wirtschaftlichkeit eines Zugs."

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