David Attenborough mit Queen Elizabeth (2012)

8. Mai 1926 - Tierfilmer David Attenborough wird geboren

Stand: 08.05.2016, 00:00 Uhr

Wenn Mr. Attenborough von Reisen heimkehrt, muss Ms. Attenborough für gewöhnlich Platz für einen neuen exotischen Gast schaffen. Kaum ein Mensch hat so viele wilde Tiere in allen Winkeln dieser Erde besucht wie ihr Mann und nicht selten einige davon mit heimgebracht. Viele Jahre tummeln sich Lemuren und Chamäleons, Papageien, Kolibris, Zwergaffen und Lungenfische im Haus des britischen Tierfilmers und -forschers.

David Attenborough hat Naturfilme zum Fernsehereignis gemacht. Seit mehr als 60 Jahren kennen ihn seine Landsleute von der Mattscheibe und schätzen ihn Umfragen zufolge als die vertrauenswürdigste Person im britischen Fernsehen. Die Queen hat ihn zum Ritter geschlagen und einer seiner größten Fans, Barack Obama, bat Attenborough im vergangenen Jahr zu dessen 89. Geburtstag Jahr auf einen Plausch ins Weiße Haus.

Mit dem Londoner Zoo auf Weltreise

Für Lebewesen aus allen Erdzeitaltern interessiert sich David Attenborough von klein auf. Rund um seine Heimatstadt Leicester sammelt der am 8. Mai 1926 geborene jüngere Bruder von "Gandhi"-Regisseur Richard Attenborough Fossilien. Nach einem Geologie- und Zoologie-Studium in Cambridge arbeitet Attenborough als Lektor eines Schulbuchverlags und langweilt sich sehr. 1952 bewirbt er sich beim Rundfunksender BBC – vergeblich, doch dann erhält er einen Brief. Den Inhalt zitiert Attenborough später so: "Wir fangen mit dieser neuen Sache an, die sich Fernsehen nennt. Niemand hält davon viel, aber wir finden es spannend. Wir haben Ihre Bewerbung gesehen, Sie könnten jemand für uns sein."

Die BBC-Talentsucher haben einen Volltreffer gelandet. Mit "Zoo Quest" gelingt Attenborough 1954 ein durchschlagender Erfolg. In Schwarz-Weiß verfolgt er mit einer 16-mm-Handkamera die Suche des Londoner Zoos nach wilden Tieren. Er filmt Schnabeligel in Australien, Okapis in Afrika und Ameisenbären in Südamerika – Tiere, von denen die meisten damals noch nie gehört geschweige denn Filme gesehen haben. Besonders Attenboroughs sachkundige, warmherzige und für jeden verständliche Präsentation zeichnet seine Dokumentationen aus. Wie später sein deutsches Pendant Bernhard Grzimek nimmt er possierliche Exoten gern mit ins Studio.

Lieber Forscher als BBC-Generaldirektor

Attenboroughs Ehrgeiz aber geht weit über das Einfangen aufregender Tierbilder hinaus. Statt sich in seine TV-Karriere zu stürzen, kündigt der Tierfilmer und studiert Ethnosoziologie. 1965 holt die BBC den 39-Jährigen zurück, um den TV-Kanal BBC 2 in Fahrt zu bringen. Attenborough erledigt den Job mit Bravour und wird Direktor des gesamten BBC-Fernsehprogramms. Unter seiner Leitung bewältigt der Sender den Start in die Farb- und Computertechnologie. Es entstehen legendäre Produktionen wie die "Forsyte Saga" oder "Monty Python's Flying Circus". Nebenher dreht Attenborough Natur-Dokus, die zu Meilensteinen des Genres werden.

1972 winkt ihm der Posten des BBC-Generaldirektors, doch sein Forschergeist setzt sich durch. Attenborough kündigt erneut seine Festanstellung und beginnt mit der Arbeit an einem Mammutprojekt. Es wird die bis dato ambitionierteste und teuerste Naturdoku der BBC. Rund um den Globus mit neuester Trick- und Kameratechnik gedreht, bringt Attenborough 1979 den Zuschauern mit "Life on Earth" die Evolution allen Lebens auf spannende Weise nahe. Die 13 Folgen ziehen rund 500 Millionen Fernsehzuschauer in über 60 Ländern in ihren Bann. Mit "The Living Planet" ("Der lebendige Planet") und "The Trials of Life" ("Die Herausforderungen des Lebens") schließt er 1990 seine Evolutions-Trilogie ab. Ans Aufhören denkt der Hochbetagte nicht, im Gegenteil: "Ich würde dafür bezahlen, um weiter arbeiten zu dürfen." Natürlich darf Sir David, auch noch mit 90. In diesem Jahr zeigt die BBC sein neuestes Meisterwerk über die Geheimnisse der Tiere, die im Dunklen leuchten.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. Mai 2016 ebenfalls an den Geburtstag von David Attenborough. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.