Szene aus dem Film "Das Boot"

24. Februar 1985 - ARD startet den TV-Mehrteiler "Das Boot"

Stand: 24.02.2020, 00:00 Uhr

Die Männer von U 96 haben Todesangst. Das deutsche U-Boot ist in die Tiefe des Nordatlantiks abgesunken, das Licht ist ausgefallen, und irgendwo oben schwimmen die Verfolger und lassen ihre Bomben ins Wasser sinken.

Auch der Zuschauer sieht die Bedrohung nicht in Wolfgang Petersens Film "Das Boot", der im Kriegsherbst 1941 spielt. Aber er taucht mit der Mannschaft ab in ein akustisches Horrorszenario, einen unerträglichen Klangteppich aus Piepen, Dröhnen und ohrenbetäubendem Knirschen.

Mehrteiler "Das Boot" startet im Ersten (am 24.02.1985)

WDR 2 Stichtag 24.02.2020 04:10 Min. Verfügbar bis 21.02.2030 WDR 2


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Robert Redford und Paul Newman bleiben draußen

1973 erscheint Lothar-Günther Buchheims Roman "Das Boot", in dem der Autor seine Kriegs-Erlebnisse an Bord eines deutschen U-Boots verarbeitet. Das Buch wird ein internationaler Bestseller, die Produktionsfirma Bavaria sichert sich die Filmrechte. Geplant ist eine deutsch-amerikanische Co-Produktion. John Sturges will mit Robert Redford drehen, Don Siegel mit Paul Newman. Über Monate wird am Drehbuch gefeilt, riesige U-Boot-Modelle entstehen. Dann platzt der Deal. Und die Bavaria holt den 40-jährigen Wolfgang Petersen, der zuvor durch Fernsehfilme aufgefallen ist.

Petersen verpflichtet Stars und Unbekannte wie Jürgen Prochnow, Jan Fedder, Herbert Grönemeyer oder Martin Semmelrogge. Und er ändert das Konzept: Wo die Amerikaner das U-Boot aufgeschnitten hatten, setzt er es wieder zusammen. Petersen will nicht, dass von außen gefilmt wird. Er will die Enge des Gefährts erlebbar machen.

Der Zuschauer soll die wochenlangen Qualen der eingesperrten Besatzung, der langsam dämmert, dass sie im Kriegsabenteuer zum Gejagten wird, bis zum tödlichen Ende so intensiv wie möglich miterleben. Deshalb folgt der akrobatische Kameramann Jost Vacano der panischen Mannschaft mit einer Handkamera in einem Spezialgestänge in rasantem Tempo durch die engen Gänge.

Echte Todesängste

Aber Petersen verlangt auch seinen Schauspielern alles ab. Eine fünf Meter hohe Wipp- und Rüttelmaschine imitiert hohen Seegang und enormen Tiefseedruck. An der Decke gammeln Würste und Bananen über Monate vor sich hin, die Crew watet knietief in fauligem Wasser. Der Gestank wird langsam unerträglich, blaue Flecken und Rippenbrüche sind an der Tagesordnung. Einige Schauspieler berichten später von echten Todesängsten.

Dass "Das Boot" dabei zum Psycho-Kammerspiel gerät, das Distanz zum Kriegshintergrund vermissen lässt, stört nur die Kritiker. 1981 kommt "Das Boot" in die Kinos. Das ganze Ausmaß der Strapazen aber kann der Zuschauer erst im gleichnamigen TV-Mehrteiler so richtig miterleben. Das Publikum hängt ab dem 24. Februar 1985 gebannt vor den Fernsehschirmen.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Februar 2020 ebenfalls an "Das Boot". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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