Revolverschütze, Wildwesten

21. September 1903 - Erstes Copyright für einen Wildwestfilm

Stand: 21.09.2018, 00:00 Uhr

Als die Bilder laufen lernen, müssen amerikanische Filmdarsteller vor allem drei Dinge können: reiten, schießen und gefährlich dreinschauen. Denn die ersten Geschichten, die das US-Publikum ins gerade erfundene Kino locken, sind pulvergeschwängerte Abenteuer im Wilden Westen.

Vom allerersten Westernfilm existiert heute kein einziges Bild mehr, nur eine Inhaltsangabe und sein Titel: "Kit Carson". Der Titelheld ist keine Erfindung; es hat ihn wirklich gegeben. Und die Abenteuer, die Christopher "Kit" Carson als Trapper, Scout und Soldat erlebte, sind in Amerika aus unzähligen Groschenheften bekannt.

Vitascope schlägt Mutoskop

Vor 115 Jahren, am 21. September 1903, wird für "Kit Carson" das erste Copyright auf einen Western erteilt. Zu sehen ist der Streifen in einem Mutoskop, einem Guckkasten, der einzelne Filmbilder wie ein Daumenkino abspielt.

Der Erfolg hält sich in Grenzen, denn zu diesem Zeitpunkt kennt das Publikum bereits echte Filme, die auf eine Leinwand projiziert werden. Solche "movies" hat die Erfindung des "Vitascope"-Verfahrens ermöglicht.

Edison in seinem Labor

Kinopionier Thomas Alva Edison

Der New Yorker Erfinder Thomas Alva Edison sichert sich die Rechte am Vitascope-Projektor und steigt dadurch zum Alleinherrscher im frühen Kino-Business auf. Nur drei Monate nach "Kit Carson" feiert Edisons erster Vitascope-Western Premiere.

"The Great Train Robbery" (Der große Eisenbahnraub) von Regisseur Edwin S. Porter gilt als erster Blockbuster des Westerns und als Meilenstein der Filmtechnik. Die legendäre Szene, in der ein Revolvermann scheinbar direkt ins Publikum schießt, lockt die Zuschauer massenweise an – und lässt dann viele in panischer Angst aus dem Saal fliehen.

Flucht vor Edisons Monopol

Der Erfolg von "The Great Train Robbery" zieht etliche Nachahmer an. Trotz Urheberschutz wird der Kassenhit unzählige Male kopiert. Edisons Armada von Anwälten schafft es kaum, die Plagiatswelle mit Unterlassungsklagen einzudämmen. Schließlich sieht sich Edison gezwungen, mit seinen schärfsten Konkurrenten einen Pakt einzugehen.

1909 gründen die acht einflussreichsten Filmproduzenten, die alle an der Ostküste der USA residieren, die "Motion Pictures Patent Company". Als auch der marktbeherrschende Zelluloid-Hersteller Kodak einsteigt, müssen unabhängige Produzenten vor diesem Monopol kapitulieren – oder aus dessen Machtbereich wegziehen.

Im sonnigen Kalifornien finden sie optimale Bedingungen und grandiose Naturkulissen für ihre Western. Das ist die Geburtsstunde von Hollywood.

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Stichtag am 22.09.2018: Vor 40 Jahren: Die erste Ausgabe der "taz" erscheint