Claude Chabrol

24. Juni 1930 - Geburtstag des Regisseurs Claude Chabrol

Stand: 24.06.2020, 00:00 Uhr

Claude Chabrol filmt Monster, so sieht es die Schauspielerin Isabelle Huppert. "Er zeigte gerne die Mechanismen, mit denen die Gesellschaft manchmal Monster hervorbringt", sagt sie über den Regisseur. "Aber er mochte vor allem Anti-Helden."

Seit 1978 ist die kühl agierende Huppert Chabrols Lieblingsinterpretin: als Elternmörderin, Engelmacherin, frustrierte Postbeamtin oder pedantische Schokoladenfabrikantin verkörpert sie genau jene Mischung aus Naivität und abgründiger Scheinheiligkeit, mit der Claude Chabrols Frauenfiguren von "Violette Nozière" (1978) bis "Madame Bovary" (1991) Kinogeschichte schreiben.

Claude Chabrol, frz. Filmregisseur (Geburtstag 24.06.1930)

WDR 2 Stichtag 24.06.2020 04:14 Min. Verfügbar bis 22.06.2030 WDR 2


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Wegbereiter der "Nouvelle Vague"

Geboren wird Chabrol am 24. Juni 1930 in Paris. Er wächst bei den Großeltern im Dorf Sardent auf. Mit 13 gründet er dort einen Filmclub in einer Scheune. Zurück in Paris, verfasst er 1956 mit Éric Rohmer die erste Monografie über Alfred Hitchcock; neben Fritz Lang sein erklärtes Vorbild. 1958 kommt Chabrols Filmdebüt "Die Enttäuschten" in die Kinos. Das Sozialdrama über zwei Jugendfreunde, von denen der eine dabei scheitert, dem anderen den Alkoholismus auszutreiben, wird zu einem frühen Meisterwerk einer Filmbewegung, die später den Namen "Nouvelle Vague" bekommen wird und der auch Jean-Luc Godard und François Truffaut zugerechnet werden.

Der internationale Durchbruch gelingt Chabrol bereits mit seinem zweiten Film "Les cousins" (1959), der auf Deutsch den unsäglichen Titel "Schrei, wenn du kannst" erhält. Auf der Berlinale wird er mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Fortan wird die Scheinheiligkeit und falsche Durchtriebenheit der Bourgeoisie – "ich kritisiere die Welt der Bourgeoisie, weil ich sie so gut kenne" – Chabrols großes Thema. Gekleidet wird das in den Mantel des Krimis: "Der Ehrgeiz besteht darin, die Wahrheit herauszufinden. Über alles, über die Welt, über das Leben, über die Menschen."

57 Filme in 50 Jahren

1964 heiratet Chabrol die Schauspielerin Stéphane Audran, die in 25 Filmen die schöne, mysteriöse, perverse oder böse Protagonistin wird. In 50 Jahren dreht er 57 Filme – für einen Filmautor seiner Couleur ein einsamer Rekord. Dabei arbeitet er mit Curd Jürgens, Maria Schell, Orson Welles oder Anthony Perkins zusammen – und scheut sich auch nicht, zweifelhafte Auftragsarbeiten zu übernehmen.

Im Gedächtnis aber bleibt er wegen Klassikern wie "Das Biest muss sterben" (1969), "Die Fantome des Hutmachers" (1982) oder "Der Schrei der Eule" (1987). Claude Chabrol stirbt 2010 in Paris.

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