Ringrichter zählt Jupp Elze im EM-Kampf gegen Carlos Duran an

12. Juni 1968 - Boxer Jupp Elze fällt nach EM-Kampf in tödliches Koma

Stand: 12.06.2018, 00:00 Uhr

Seinen Namen kennen heute nur noch Insider, dabei hat Jupp Elze auf traurige Weise Sportgeschichte geschrieben. Der Berufsboxer aus Köln-Kalk gilt als der erste Doping-Tote im deutschen Profisport. Nach einem Kampf um die Europameisterschaft in seiner Heimatstadt fällt der 28-jährige Mittelgewichtler ins Koma, aus dem er nicht mehr erwacht.

Letzter Kampf des Boxers Jupp Elze (am 12.06.1968)

WDR 2 Stichtag 12.06.2018 04:17 Min. Verfügbar bis 09.06.2028 WDR 2


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Vier Jahre zuvor hat Elze mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft die Nachfolge des Kölner Box-Idols Peter "de Aap" Müller angetreten. Drei Mal kann er den Titel verteidigen, doch den ersten Fight um die Europameisterschaft verliert er. Am 12. Juni 1968 bekommt Jupp Elze in Köln seine zweite Chance. Eine dritte, das weiß er, wird es nicht geben.

Ringschlacht über 15 Runden

Vor dem größten Kampf seiner Karriere steht Jupp Elze enorm unter Druck. Kurz zuvor hat er seine Lebensversicherung auflösen müssen, um Schulden bezahlen zu können. Dazu gilt sein Gegner, Titelverteidiger Carlos Duran aus Italien, als der technisch bessere Boxer und ist einen Kopf größer als der bullige Elze.

Trotzdem beginnt der Kampf über mörderische 15 Runden gut für den Herausforderer. Das Tempo ist hoch und Elze, der Jüngere von beiden, wird vom Kölner Publikum frenetisch angefeuert. Duran kassiert eine krachende Rechte am Kopf und muss vom Ringrichter angezählt werden.

Vom Dauerfeuer gezeichnet, sind beide Boxer bald blutverschmiert, Blutspritzer treffen sogar die Zuschauer am Ring. Bis zur 14. Runde liegt Elze knapp nach Punkten vorn, doch Tempo und Härte des Kampfes haben ihm sichtbar zugesetzt. Beim Gong zur letzten Runde kann er Duran nur noch entgegenwanken. Er wird niedergeschlagen und erreicht benommen noch seine Ecke. Dort bricht Jupp Elze Sekunden später bewusstlos zusammen.

Mit "Panzerschokolade" gedopt

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Weit über hundert Kopftreffer hat Elze einstecken müssen. Mit Verdacht auf eine Hirnblutung wird er sofort in die Universitätsklinik eingeliefert. Eine Stunde nach dem Kampf liegt er auf dem Operationstisch. Doch es ist zu spät; Jupp Elze wacht nicht mehr aus dem Koma auf. Am 20. Juni 1968 ist er tot.

In Elzes Körper, teilt das Gerichtsmedizinische Institut mit, wurden mehrere leistungssteigernde Substanzen festgestellt. Darunter ist auch das Blutdruck steigernde Pervitin, ein Aufputschmittel, das bereits im Zweiten Weltkrieg als "Panzerschokolade" einen zweifelhaften Ruf genoss. Ohne Pervitin hätte Elze im Kampf seines Lebens wohl nicht so lange durchgehalten. Doch am Ende hat er dafür mit seinem Leben bezahlt.

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