Filmplakat zum Spielfilm "Blue Velvet" (USA, 1985) von Regisseur David Lynch

12. Februar 1987 - Deutsche Premiere des Films "Blue Velvet"

Stand: 12.02.2017, 00:00 Uhr

Am Anfang sind die Bilder bunt: Rote Blumen, blauer Himmel, weiße Zäune. Die Welt in der amerikanischen Kleinstadt Lumberton scheint intakt. Von einer Lehrerin begleitet gehen Kinder über eine Straße. In Zeitlupe grüßt ein Feuerwehrmann von seinem Einsatzfahrzeug. Ein älterer Mann gießt den Rasen. So beginnt der Film "Blue Velvet" von US-Regisseur David Lynch, der am 12. Februar 1987 in der Bundesrepublik startet.

Nach der Eingangsszene kippt die Stimmung: Der Mann mit dem Wasserschlauch bricht plötzlich zusammen und fällt auf den Rasen. Die Kamera verlässt die Szenerie und lenkt den Blick zwischen die Gräser. Zwischen den Halmen sind leinwandgroß schwarze Käfer zu sehen. Damit kommt die Wende zu einem - je nach Standpunkt des Betrachters - geschmacklosen Schocker oder einem Meisterwerk des schwarzen Humors.

Gewalt, Liebe, Sex

Filmfigur Jeffrey, der Sohn des Mannes auf dem Rasen, besucht seinen Vater im Krankenhaus. Auf dem Rückweg findet er im Gras ein menschliches Ohr. Die Kamera fährt in das abgeschnittene Organ hinein. Für Regisseur Lynch ist das Ohr "ein Eingang in eine andere Welt". Jeffrey stellt Nachforschungen zu seinem Fund an, unterstützt von der Polizistentochter Sandy gerät er in eine Welt voller dunkler Geheimnisse. In ihrem Mittelpunkt steht die Nachtclubsängerin Dorothy - verkörpert von Ingrid Bergmans Tochter Isabella Rossellini.

"Ich glaube, man könnte eine Menge erfahren, wenn man sich in ihrer Wohnung versteckt", überlegt Jeffrey. Aus einem Schrank beobachtet er in Dorothys Apartement nicht nur die Sängerin, sondern auch den psychopathischen Verbrecher Frank - gespielt von Dennis Hopper, der sich im Film ständig eine Inhalationsmaske vor die Nase hält. Frank hat Dorothys Mann und Sohn entführt, weil er die Sängerin als Geliebte und Mutter für sich begehrt: "Mami! Baby will ficken!"

Für einen Oscar nominiert

Frank sei eine "ödipal-schizophrene Figur", sagt Filmwissenschaftler Werner Barg. Lynch baue mit ihr eine Art "ödipales Dreieck" auf. Frank ist auch der Vater, den Jeffrey am Ende der Geschichte töten muss. Auch er ist hin- und hergerissen zwischen der faszinierenden Dorothy mit ihrer gewaltvollen Sexualität und seiner Komplizin Sandy, die einen kitschigen Traum von der Rückkehr der Liebe in die Welt hat.

In den USA wird "Blue Velvet" zunächst verhalten aufgenommen, in Europas Arthouse-Kinos dagegen mit Begeisterung. Der Film sei kein Kassenerfolg gewesen, sagt Filmwissenschaftler Barg, er habe aber vor allem in Europa bald Kultstatus erreicht. Regisseur Lynch bringt der Film eine Oscar-Nominierung ein.

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