Mythos d. Bermudadreiecks entsteht (US-Navy-Flug verschw.)

Stichtag

5. Dezember 1945 - Mythos vom Bermudadreieck entsteht

Zwischen Süd-Florida, Puerto Rico und den Bermuda-Inseln liegt das so genannte Bermudadreieck. Flugzeuge und Schiffe mit mehr als tausend Passagieren sollen dort bisher spurlos verschwunden sein. Zum Beispiel der japanische Frachter "Raifuku Maru", dessen letzter Funkspruch 1924 oder 1928 in radebrechendem Englisch "Gefahr wie Dolch! Kommt schnell!" gelautet haben soll. 1948 ist es eine Passagiermaschine vom Typ Douglas DC-3 mit 37 Menschen an Bord, bei der plötzlich der Funkkontakt abbricht. Oder das Tankschiff "Marine Sulphur Queen", das 1963 mit Mann und Maus versank.

Zwar gelingt es einer Boeing 727 der National Airlines ein paar Jahre später, das Bermudadreieck unbeschadet zu überfliegen. Doch verschwindet sie in der Region für zehn Minuten vom Radarschirm. Nach der Landung in Miami gehen die Uhren von Crew und Passagieren zehn Minuten nach. Das behauptet Ivan T. Sanderson in seinem Buch "Invisible Residents" (1970), das von Außerirdischen auf dem Boden des Atlantiks handelt. Quellenangaben und Zeugen allerdings fehlen.

Erfolglose Suche

Im Nachhinein finden die Vertreter der These vom Bermudadreieck immer mehr Beispiele für vermeintlich geheimnisvolle Ereignisse in der Region. Der eigentliche Mythos aber beginnt am 5. Dezember 1945 mit Flug 19 der US-Marine. An jenem Nachmittag wird ein Funkspruch des Bomberpiloten Charles Taylor aufgefangen. "Meine Kompasse sind beide gestört und ich versuche, Fort Lauderdale zu finden. Ich bin über einer Inselkette. Ich bin mir sicher, dass ich über Florida Keys bin. Aber ich weiß nicht, wie weit im Süden.“

Als Fluglehrer leitet Taylor den Navigationsflug seiner Schüler auf offenem Meer in der Nähe der Bahamas in einem Verband von fünf Torpedobombern. Seine Kompasse sind aber nicht gestört. Taylor wähnt sich einfach in der falschen Gegend, glaubt lieber sich selbst statt der Technik und schließt deshalb auf ein Versagen seiner Instrumente. Deshalb laufen alle Instruktionen ins Leere, ihn zum Stützpunkt zurückzuholen. Das stürmische Wetter tut sein übriges, ebenso wie die Autoritätsgläubigkeit der Flugschüler, die es eigentlich besser wissen. Kurz nach 19 Uhr bricht der Funkkontakt ab. Vermutlich stürzen die Kampfbomber mit leeren Tanks ins Meer. Obwohl ganze Flugzeuggeschwader und mehr als ein Dutzend Schiffe tagelang suchen, finden sie nichts.

Der Unterschied sind die Geschichten

Sofort entstehen Gerüchte. Angehörige werfen der Marine vor, die Piloten, die angeblich auf einer kleinen Insel in den Bermudas gestrandet seien, vorsätzlich nicht suchen zu wollen. Die Presse erklärt das Verschwinden der Bomber zum Mysterium. Aus Flugschülern werden erfahrene Piloten, die das Gebiet wie ihre Westentasche kennen, aus Sturm und Nacht Sonnenschein und klare Sicht. Der Ablesefehler mutiert zum rätselhaften Ausfall der Instrumente, bei denen die Kompassnadeln verrückt gespielt hätten.

1964 prägt der US-Journalist Vincent Gaddis den Begriff vom "Bermudadreieck". Zehn Jahre später kommt ein Buch des Schriftstellers Charles Berlitz mit eben diesem Titel heraus, das sich, in 22 Sprachen übersetzt, über 14 Millionen Mal verkauft. "Vielleicht existiert in der Nähe und an gewissen anderen Knotenpunkten elektromagnetischer Gravitationsströme eine Tür oder ein Fenster zu einer anderen Dimension, durch welche mit ausreichender Erfahrung ausgestattete außerirdische Wesen systematisch und ganz nach Belieben einzudringen vermögen", heißt es darin.

1975 veröffentlicht der Bibliothekar und Schriftsteller Larry Kusche eine Gegendarstellung, die die vermeintlichen Fakten der Mystery-Autoren kritisch hinterfragt. Kusche weist nach, dass viele der herbeizitierten Abstürze gar nicht im Bermudadreieck, sondern irgendwo in der Nähe stattgefunden haben. Er belegt die dürftige und oftmals falsche Quellenlage. Und er zeigt auf, dass im Bermudadreieck nicht mehr Schiffe und Flugzeuge untergehen als woanders auch. "Dieses Gebiet ist nicht gefährlicher als andere Meeresregionen", schreibt Kusche. "Wo immer Wasser ist, versinken Schiffe und Flugzeuge. Nur die Geschichten der Leute, die unterscheiden es von anderen."

Stand: 05.12.2015

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