Jose Ignacio Lopez de Arriortua steht vor einem Auto

22. Mai 1993 - Beginn der Lopez-Affäre bei VW

Stand: 22.05.2018, 00:00 Uhr

Als Ferdinand Piëch 1993 den Chefposten bei Volkswagen übernimmt, machen die Wolfsburger fast zwei Milliarden D-Mark Verlust. Die Produktionskosten zählen zu den höchsten der Branche.

Piëch benötigt Hilfe und wirbt kurzerhand Jose Ignatio Lopez von Opel ab. Dieser hatte als Einkaufschef mit harschen Maßnahmen die Preise der Zulieferer gedrückt. Das bescherte Lopez zwar den unrühmlichen Beinamen "Würger von Rüsselsheim", Opel aber einen Rekordgewinn.

Lopez-Affäre bei Volkswagen beginnt (am 22.05.1993)

WDR 2 Stichtag 22.05.2018 04:14 Min. Verfügbar bis 19.05.2028 WDR 2


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Ein Wirtschaftskrimi mit vielen Facetten

Der Wechsel des Spaniers ist zugleich der Auftakt zu einem Wirtschaftskrimi mit allen Facetten. "Lopez kannte als Einkaufschef natürlich sehr genau die Preise, die General Motors von den Zulieferern gefordert hat", erklärt Professor Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach.

Mit diesem Detailwissen verabschiedet sich Lopez nach Wolfsburg, in Rüsselsheim befürchtet man Wettbewerbsnachteile und fühlt sich ausspioniert. Am 22. Mai 1993 meldet die Tagesschau: "Die Opel AG hat Strafantrag gegen den zu VW gewechselten Manager Lopez gestellt." Der Chef-Einkäufer soll geheime Firmendokumente systematisch gesammelt und mitgenommen haben.

Lopez bringt VW zurück in die Gewinnzone

Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Opel samt US-Mutterhaus General Motors und Volkswagen liefern sich in den kommenden Jahren eine juristische und mediale Schlammschlacht mit gegenseitigen Beschuldigungen und Bespitzelungen durch Privatdetektive.

Derweil zeigt der "Kostenkiller" Lopez, dass er sein Handwerk versteht. 1994 macht VW wieder knapp 150 Millionen D-Mark Gewinn. Bis 1996 vervierfacht sich der Überschuss dank des rigorosen Preisdrucks auf die Lieferanten.

Nicht alle Zulieferer von VW überleben. Andere verwenden minderwertige Rohstoffe oder sparen bei der Qualitätskontrolle. Schlechte Qualität aufgrund von hohem Kostendruck geht fortan als "Lopez-Effekt" in die Lehrbücher ein.

Rücktritt nach Anklage

Dann ist die Ära Lopez vorbei. Die Staatsanwaltschaft klagt den Automanager 1996 wegen des Verrats von Geschäftsgeheimnissen und Unterschlagung an. Lopez muss bei VW zurücktreten.

Keine zwei Monate später schließen VW und Opel Frieden. VW zahlt 100 Millionen Dollar an General Motors - angeblich nur für die Anwaltskosten. Der Prozess wird gegen Zahlung von Bußgeldern später eingestellt.

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