Jean Seberg und Jean-Paul Belmondo

5. Juli 1960 - Deutsche Erstaufführung des Films "Außer Atem"

Stand: 05.07.2020, 00:00 Uhr

"Eigentlich bin ich ja ein Schwein", sagt Jean-Paul Belmondo auf der Leinwand, die Zigarette lässig im Mundwinkel. "Aber was hilft’s, es muss sein."

Vom Inhalt her ist das ein Satz wie aus einer griechischen Tragödie. Aber im französischen Kult-Film "Außer Atem" – Originaltitel: "À bout de souffle" – ist er mit einer derart coolen Schnoddrigkeit und unverblümten Deutlichkeit vorgetragen, dass er Publikum und Kritiker schockiert.

Der Film "Außer Atem" kommt in die Kinos (am 05.07.1960)

WDR 2 Stichtag 05.07.2020 04:15 Min. Verfügbar bis 03.07.2030 WDR 2


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"Ich will nicht in dich verliebt sein, Michel"

Als "Außer Atem" am 5. Juli 1960 in die deutschen Kinos kommt, läuft in den Lichtspielhäusern nebenan unter anderem "Salomon und die Königin von Saba" mit Yul Brunner und Gina Lollobrigida. Dem überladenen Kostümkitsch von Hollywood setzt ein unbekannter 30-jähriger französischer Regisseur namens Jean-Luc Godard die ungeschminkte Affäre des Autoknackers und Polizistenmörders Michel mit der unschuldig-naiven amerikanischen Studentin Patricia alias Jean Seberg entgegen.

An ein Happy End ist von Anfang an nicht zu denken. Die Polizei sucht Michel in ganz Paris. Am Ende stirbt er in einer schmutzigen Seitenstraße, mit einer Kugel im Rücken. Patricia hat ihn verraten. Und auch sie nennt einen Grund, der aus einer griechischen Tragödie stammen könnte: "Ich will nicht in dich verliebt sein, Michel. Und deshalb habe ich die Polizei gerufen."

Direkt und schnörkellos

Bei "Außer Atem" ist der Titel schon Programm: Denn der Film will atemlos, schnörkellos-direkt ohne symbolische Doppelbödigkeit erzählen: aufgenommen ohne Stativ, mit einer billigen Handkamera, holprigen Kamerafahrten und einem Schnitt, der Handlung und Dialoge immer wieder scharf durchtrennt. "Man soll nie bremsen", lautet das Motto.

Rasant und haltlos wie das Leben will "Außer Atem" sein, und deshalb kann nur der Tod Michel stoppen. Das ist der Stoff, aus dem heute jene kultigen Kinomythen etwa von US-Regisseur Quentin Tarantino oder von Luc Besson sind, bei denen dem Publikum ebenfalls die Puste ausgeht. Wohl deshalb zählt "Außer Atem" inzwischen zu den bekanntesten und innovativsten Werken der Filmgeschichte. 2003 nimmt die Bundeszentrale für politische Bildung den Film in ihren Kanon für die Arbeit an Schulen auf.

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