Großes Aquarium im Ozeaneum Stralsund

21. Mai 1853 - Erstes Aquarium eröffnet im Londoner Regents Park Zoo

Stand: 21.05.2018, 00:00 Uhr

Kapitän Nemo von der Nautilus hat es gut. Immerhin kann der tagtäglich Schwärme von Fischen in ihrer natürlichen Umgebung betrachten. "Ein Trupp Hornfische trieb sich munter um die Nautilus herum. Zwischen ihnen schwammen Rochen", heißt es in Jules Vernes Bestseller "20.000 Meilen unter dem Meer" (1869/1870). "Zwei Stunden lang gab uns ein ganzes Heer von Wassertieren das Geleit. Diese Tiere lebend, frei in ihrem natürlichen Element zu schauen, war ein Genuss!"

Der Erfolg des Romans verdankt sich sicher auch dem Umstand, dass dem Leser des 19. Jahrhunderts die Meerestiefe fast gänzlich verborgen ist. Zwar gibt es seit etwa 1665 Versuche, Fische in gläsernen Behältnissen zu präsentieren. Aber öffentliche Aquarien sind velen noch unbekannt.

Erstes Aquarium in London eröffnet (am 21.05.1853)

WDR 2 Stichtag 21.05.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 18.05.2028 WDR 2


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Das "Aquatische Vivarium"

Das ändert sich ansatzweise allerdings schon am 21. Mai 1853, als im Londoner Regents Park Zoo das erste öffentliche Aquarium eröffnet. "Eine lebendige Ausstellung des Meeresgrundes und seiner seltsamen Bewohner ist eine so absolute Novität, dass wir unseren Lesern von diesem eleganten Aquatischen Vivarium, das dem Publikum soeben zugänglich gemacht wurde, unbedingt berichten müssen", berichtet die "Literary Gazette" aufgeregt ihren Lesern. Dass, was viele nur tot von Marktständen kennen, schwimmt nun für alle sichtbar oberhalb der Meeresoberfläche.

Über 21.000 Besucher kommen allein am ersten Tag, um das neue Wunder von London zu bestaunen. "Der Ruf der Bewunderung und des Erstaunens ging buchstäblich nicht nur durch Europa, sondern durch die ganze civilisierte Welt, als sich die Farbenpracht, die Formenmannigfaltigkeit der bisher nur dem Gelehrten dürftig bekannten Meeresschöpfung vor den Augen aller sich entfaltete", erinnert sich der Wiener Naturforscher und Zoodirektor Alexander Ussner.

Kein Tribut aus unserem Magen

In den Folgejahren eröffnen Aquarien in New York und Boston, Wien, Hamburg und Berlin. Auch die Fischhändler sehen ihre Chancen. Bereits 1858 umfasst der Katalog eines Fachgeschäft in London über 150 Seiten. 15.000 Tiere sind im Angebot, und permanent ausreichend Kontingente frischen Meerwassers in den Zapfsäulen. Allerdings überleben viele der Fische nicht lange in der gläsernen Gefangenschaft –  nicht zuletzt auch deshalb, weil man über keinerlei Erfahrung verfügt, welche Fische miteinander gehalten werden können und wie es um den Sauerstoff- oder Salzgehalt des Wassers bestellt sein muss.

"Der unbändige Ozean flutet auf unserem Tische als die unerschöpfliche Freudenquelle", heißt es trotzdem schon 1854 in der Berliner Zeitschrift "Die Gartenlaube" – "ohne dass wir uns die Füße nass zu machen oder ihm gar den üblichen Tribut aus unserem Magen zu opfern brauchen."

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