Echolot-Erfinder Alexander Behm, undatiertes Foto

11. November 1880 - Echolot-Erfinder Alexander Behm wird geboren

Stand: 11.11.2020, 00:00 Uhr

Im April 1912 erfährt der Physiker Alexander Behm von der größten Katastrophe des noch jungen Jahrhunderts: dem Untergang der "Titanic". Hätte das Unglück, bei dem mehr als 1.500 Menschen den Tod gefunden haben, verhindert werden können, fragt er sich.

Als Leiter einer österreichischen Versuchsanstalt forscht Behm gerade über die Ausbreitung von Schallwellen. Schon als Kind hat der am 11. November 1880 in Mecklenburg geborene Physiker festgestellt, dass Wasser Schall besser und schneller leitet als Luft. Wäre es da nicht möglich, so überlegt er nun, gefährliche Eisberge im Meer rechtzeitig durch Aussenden von Schallwellen und Messen des Echos zu orten?

Alexander Behm, Physiker (Geburtstag 11.11.1880)

WDR 2 Stichtag 11.11.2020 04:18 Min. Verfügbar bis 09.11.2030 WDR 2


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Schüsse ins Wasser

Bislang messen Schiffsführer die Wassertiefe noch wie seit Jahrtausenden mit einem Bleilot an einer langen Leine. Behm revolutioniert das antike Verfahren. Seine "Einrichtung zur Messung von Meerestiefen und Entfernungen und Richtungen von Schiffen oder Hindernissen mit Hilfe reflektierter Schallwellen" ist die Geburtsstunde des Echolots.

Um es zu erproben, zieht Behm nach Kiel und baut ein altes Kanonenboot zum schwimmenden Labor um. Weil es noch keine Verstärker gibt, muss er extrem laute Geräusche Richtung Meeresgrund schicken, damit ein Echo aufgezeichnet werden kann. Behm schießt deshalb mehrmals pro Minute mit einer Pistole ins Wasser.

Zeit statt Lautstärke messen

Das Verfahren zerrt allerdings erheblich an den Nerven von Besatzung und Passagieren. Die Messungen sind zudem ungenau, da sie von der Beschaffenheit des Meeresbodens abhängen. Behm kommt deshalb die Idee, statt der Lautstärke des Echos die Zeit bis zu dessen Eintreffen zu messen.

Eine einfache Rechnung, denn für 1.500 Meter braucht der Schall unter Wasser eine Sekunde. Das "Behmlot" verbreitet sich schnell. Es wird nicht nur auf Schiffen, sondern auch in Zeppelinen und den ersten Flugzeugen zur Höhenmessung eingesetzt. 1920 gründet der Physiker in Kiel die Behm-Echolot-Fabrik.

Vom Echolot zur Plattentektonik

Als die Nationalsozialisten ihn im Zweiten Weltkrieg zwingen wollen, sein Wissen in den Dienst der U-Boot-Flotte zu stellen, zieht sich Behm aus dem Geschäft zurück. In einer kleinen Fischerhütte im schleswig-holsteinischen Tarp forscht er privat weiter.

110 Patente meldet Behm in seinem Leben an. Mit dem von ihm erfundenen Echolot entstehen die ersten Reliefkarten des Atlantikbodens. Wie diese Daten später Alfred Wegener zur Theorie der Plattentektonik führen, erlebt Alexander Behm nicht mehr. Im Alter von 71 Jahren stirbt er 1952 in seiner Fischerhütte.

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