27. März 2007 - Air Berlin übernimmt LTU

Stand: 27.03.2017, 00:00 Uhr

Das Fluggeschäft ist ein stetes Auf und Ab. Die Konkurrenz ist groß, die Preise im Sinkflug, und hin und wieder bleibt auch eine Fluggesellschaft auf der Strecke. 2007 erwischt es die die renommierte "Lufttransport Union" (LTU) aus Düsseldorf mit ihren rund 2.800 Mitarbeitern, fast sechs Millionen Fluggästen und einem zeitweiligen Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro. Der Konzern wird von Air Berlin geschluckt.

Von Rot nach Weiß umgestrichen

Mitte der 50er Jahre beginnt der Aufstieg von LTU, zu deren Gesellschaftern auch der Bauunternehmer Kurt Conle aus Mülheim gehört. Im Windschatten der weitaus größeren Lufthansa etabliert sie sich vor allem mit Ferien- und Langstreckenangeboten. Nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center vom 11. September 2001 gerät die Gesellschaft aber in die Krise. Die Schulden wachsen, die Landesregierung von NRW muss Bürgschaften gewähren. Es ist die Zeit, in der eine andere Gesellschaft namens Air Berlin Marktanteile erobern, neue Strecken hinzugewinnen und ihre Passagierzahlen steigern will.

2006 ist Air Berlin, inzwischen die Nummer Zwei am deutschen Himmel, an die Börse gegangen. Die Aktionäre verlangen eine Steigerung ihrer Rendite. 40 Millionen Euro Gewinn hat man erwirtschaftet, da ist die Übernahme des angeschlagenen Konkurrenten eine naheliegende Idee. Am 27. März 2007 wird diese Übernahme von LTU durch Air Berlin publik gemacht. "Der Name LTU wird auf weiteres erhalten bleiben", sagt damals Air-Berlin-Firmenchef Joachim Hunold. Aber das Versprechen hat eine kurze Lebensdauer. Bald schon wird Maschine um Maschine umlackiert.

Wirtschaftlichen Absturz verhindern

Für Air Berlin ist LTU von Anfang an wirtschaftlich eher ein Sorgenkind. Die LTU-Belegschaft ist gut organisiert und zudem auch gut bezahlt – diese Pfründe will sie sich nicht nehmen lassen. Zwei Jahre nach der Neuerwerbung fährt Hunold schwere Geschütze auf und droht den Mitarbeitern mit einem Wiederverkauf, was aber nichts ändert. Zusätzlich machen Billigflieger wie Ryan Air oder Easyjet dem Berliner Konzern das Leben schwer. Bald schon stellt sich heraus, dass das rasante Wachstum von Airberlin ein strategischer Fehler des Managements gewesen sein könnte.

Heute steckt Air Berlin in einer existentiellen Krise. Aktuell liegen die Schulden bei über einer Milliarde Euro. Im Herbst 2016 wird ein Sanierungskonzept mit umfangreichen Strecken- und Stellenstreichungen vorgelegt. Ob der wirtschaftliche Absturz damit verhindert werden kann, ist ungewiss.

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