Geburtstag Melina Mercouri (griech. Schausp., Politikerin)

Stichtag

18. Oktober 1920 - Geburtstag von Melina Mercouri

Ilya, das Mädchen aus Piräus, kann sie alle haben. Das wird deutlich, wenn die großherzige und lebenslustige Hafenhure schwimmen geht. In der griechischen Filmkomödie "Sonntags … nie!" (1960) des US-amerikanischen Regisseurs Jules Dassin sieht man Ilya auf ihrem Weg zum Meer die Hüllen fallen lassen und ins Wasser springen. Und sämtliche Männer laufen hinterher.

"Hab ich eine Chance bei dir?", fragt einmal einer von ihnen. "Warum nicht?" ist ihre lapidare Antwort. Allerdings wird ein Treffen schwierig. Um neun kommt der Bäcker, um zehn der Gemüsehändler. Und der Fleischer? "Kommt um elf."

Die Liebe ihres Lebens

Die Rolle der Ilya mit ihrem Sehnsuchtslied "Ein Schiff wird kommen" macht Melina Mercouri weltberühmt. Geboren wird die Schauspielerin am 18. Oktober 1920 in Athen. Ihr Großvater leitet als Bürgermeister rund 30 Jahre lang die Geschicke der Metropole. Melina ist sein Liebling: Den Schulabschluss soll sie nur geschafft haben, weil sein Leibwächter den Lehrer mit der Waffe bedroht. Aber Melina Mercouri ist vor allem ein Dickkopf. Weil sie gegen den Willen der Familie Schauspielerin werden will, heiratet sie einen reichen Geschäftsmann, der ihr die Ausbildung bei einem Schüler Max Reinhardts finanziert.

Mitte der 40er Jahre steht Mercouri auf den Bühnen in der griechischen Provinz und in Paris. 1955 gibt sie im Film "Stella", der in den USA zum besten ausländischen Film des Jahres gekürt wird, ihr Kinodebüt. Schon hier spielt sie als rebellische und freiheitsliebende Frau ihre Paraderolle. Dabei wird sie von ihrem späteren Mann Jules Dassin entdeckt, der in den USA auf Joseph McCarthys "Schwarzer Liste" für "unamerikanische Umtriebe" steht und deshalb in Frankreich Filme drehen muss. Beide lernen sich 1955 auf den Filmfestspielen in Cannes kennen. Es wird die große Liebe. Elf Jahre später heiraten sie und bleiben bis zu Mercouris Tod zusammen.

Wandel zur Aktivistin

Neben "Sonntags … nie!" spielt Mercouri unter Dassin unter anderem in "Der Mann, der sterben muss" (1956), "Phaedra" (1961) und "Topkapi" (1964). Dabei tritt sie in der Öffentlichkeit nicht zuletzt als sympathische Botschafterin ihrer Heimat in Erscheinung. 1967 produziert Mercouri am Broadway in New York gemeinsam mit Dassin "Sonntags … nie!" als Musical. In dieser Zeit übernimmt die Militärjunta in Griechenland die Macht. Folter und Zensur beherrschen das Land. Mercouri ist entsetzt – und startet sofort einen Boykottaufruf.

Als ihr der neue Innenminister die Staatsbürgerschaft entzieht, gibt Mercouri in New York eine Pressekonferenz. "Ich bin als Griechin geboren und werde als Griechin sterben", lautet ihr Credo. Ihre Gegner seien "als Faschisten geboren und werden als Faschisten sterben." In der Folge wandelt sich die Genießerin zur Aktivistin, die mit den Liedern des verbotenen Komponisten Mikis Theodorakis durch Europa und Amerika tourt und nur knapp einem Bombenattentat entgeht. Ihr politisches Engagement reißt auch nicht ab, als sie nach dem Zusammenbruch der Junta 1974 nach Griechenland zurückkehren kann. Zwischen 1981 und 1989 und von 1993 bis 1994 ist sie unter Andreas Papandreou Kulturministerin: ein durchsetzungsstarker Star, von dem Politiker schwärmen.

Mercouri engagiert sich für die griechischen Kulturschätze und deren Rückführung in die Heimat, führt den freien Eintritt in Museen ein und organisiert Festivals. Aber die politische Arbeit zehrt an ihren Kräften. Schließlich erkrankt die Kettenraucherin an Lungenkrebs. Sie stirbt 1994 in New York. Bei ihrer Beerdigung in Athen folgen Hunderttausende dem Sarg.

Stand: 18.10.2015

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