Konrad Henkel

Stichtag

25. Oktober 1915 - Konrad Henkel wird in Düsseldorf geboren

Als Sprössling der Industriellen-Dynastie Henkel wächst Konrad Henkel mit dem Geruch von frischer Wäsche auf. Das erste selbstreinigende Waschpulver "Persil", das 1907 eine Revolution in den Waschküchen auslöst, bringt seiner Familie den großen Erfolg - und dem Düsseldorfer Süden je nach Windrichtung den Wäschegeruch vom Werk. Aber der am 25. Oktober 1915 geborene Konrad Henkel will kein Waschpulver verkaufen, er sieht sich als Wissenschaftler, studiert Chemie in München und Braunschweig.

Die Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs verbringt der mittlerweile promovierte Chemiker am Kaiser-Wilhelm-Institut in Heidelberg, dem Vorläufer der heutigen Max-Planck-Gesellschaft. Er gehört zum Forscherteam von Chemie-Nobelpreisträger Professor Richard Kuhn. Dann holt ihn die Familie zurück an den Rhein. "In den ersten Monaten nach dem Krieg war sicher viel Resignation da. Aber der Wille zum Aufbau, die Tradition erhalten, wieder anständige Produkte machen – der war ungebrochen", erinnert sich Konrad Henkel später an die sogenannte Stunde Null.

Vom Produktentwickler zum Konzernlenker

In dieser schwierigen Phase werden alle Kräfte im Unternehmen gebraucht und so wird aus dem Forscher ein Produktentwickler. Mit einem kleinen Stab von Mitarbeitern erfindet er die nächste Weltneuheit für die Hausfrau: Pril, das erste Spülmittel auf Basis von synthetischen Tensiden, mit denen man rückstandsfrei Fettbelege entfernen kann. Als sein Bruder und Konzernlenker Jost 1961 stirbt, soll der Chemiker auf den Chefsessel. "Ich will das doch gar nicht", ist seine erste Reaktion. Dann nimmt er die Aufgabe an und macht aus dem rheinischen Familienbetrieb einen Weltkonzern.

Henkel ist überzeugt, dass Kundenorientierung und die Wertschätzung seiner Mitarbeiter zum Erfolg führen. Er gilt als guter Zuhörer, der sich in die Lage des Gegenübers versetzt. Bei seinen häufige Werksbesuchen erleben die Angestellen ihn als bescheiden und ruhig. "Im Unternehmen hat er aber schon gewusst, was er wollte, wohin er wollte und hat das auch all die Jahre sehr gut umgesetzt", beschreibt seine Großnichte Simone Bagel-Trah den Konzernlenker.

Im Privatleben ist das nicht anders. Seine zweite Ehefrau Gabriele – Mitte der 50er Jahre eine junge Journalistin und später als Förderin moderner Kunst bekannt - erinnert sich an den Beginn ihrer mehr als 40-jährigen Beziehung. "Er hat mich mit seinem Freund Kobold abends losgeschickt, so nach dem Motto: Guck' Dir die einmal an." Und dann habe er entschieden, dass man nun mit ihren Eltern reden müsse. Tatsächlich heiraten die beiden und bekommen einen gemeinsamen Sohn Christoph. Aus erster Ehe hat Konrad Henkel da schon drei Töchter.

Konzernumbau zum Global Player

Die Familie ist Henkel wichtig. Die jährlichen Treffen der Unternehmersippe nutzt er auch immer wieder dazu, die Jüngsten für das Unternehmen zu begeistern. Zumindest bei seiner Großnichte ist ihm das gelungen. Simone Bagel-Trah ist heute die Aufsichtsratsvorsitzende der Aktiengesellschaft. Mit dem Gang an die Börse trennt Henkel 1985 Eigentum und Firmenleitung. Henkel selbst räumt mit 65 Jahren den Chefsessel und wechselt in den Aufsichtsrat. Das Besondere: Seinen Posten übernimmt erstmals ein familienfremder Manager. Heute ist kein Familienmitglied mehr im Unternehmen angestellt.

Als Konrad Henkel im April 1999 stirbt, hinterlässt er einen erfolgreichen Konzern. Persil, Pritt und Pril werden rund um den Globus verkauft, selbst in China steht das Düsseldorfer Waschpulver im Supermarktregal. Henkel forscht und produziert auch in vielen dieser Länder, 80 Prozent der 50.000 Beschäftigten arbeiten nicht in Deutschland. Geblieben ist auch Konrad Henkels erstes, eigenes Produkt-Baby. Die Werbekampagne mit den Pril-Blumen hat heute Kultstatus.

Stand: 25.10.2015

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