Säue schauen durch die Absperrung eines Stalles auf einem Bauernhof in Walkendorf (Kreis Güstrow)

Stichtag

31. August 1950 - Welttierschutzbund gegründet

Kutschpferde werden halbtot geprügelt, Hund und Hähne sterben bei inszenierten Kämpfen: Aufgrund dieser Zustände formieren sich im 19. Jahrhundert die ersten Tierschützer. Großbritannien erlässt 1822 sein erstes Tierschutzgesetz, das die Misshandlung von Nutztieren verbietet. Zwei Jahre später wird die "Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals" gegründet, die bis heute besteht.

Der Tierschutz durchdringt damals verschiedene Lebensbereiche. Die englische Schriftstellerin Anna Sewell thematisiert zum Beispiel das Leid der Arbeitspferde. Unter dem Titel "Black Beauty" veröffentlicht sie 1877 "die Autobiografie eines Pferdes". Darin schildert sie aus Sicht eines Hengstes dessen leidvolle Erfahrungen: "Es gab auch Fahrer, die Pferde anscheinend für eine Art Dampfmaschine hielten."

Besserer Umgang mit Haus-, Nutz- und Wildtieren

Den ersten deutschen Tierschutzverein gründet der Stuttgarter Pfarrer Albert Knapp 1837. Daraus geht 1881 der Deutsche Tierschutzbund hervor. In immer mehr Ländern schließen sich nun Tierschützer zusammen. Am 31. August 1950 bilden einige von ihnen eine Dachorganisation: Verschiedene Organisationen gründen den Welttierschutzbund, der 1981 in der heutigen "World Animal Protection" (WAP) mit Hauptsitz in London, aufgeht.

1998 wird auch eine deutsche Vertretung dieses Zusammenschlusses in Bonn gegründet. Seit 2013 agiert sie als eigenständiger Verein unter dem Namen Welttierschutzgesellschaft (WTG). In deren Fokus steht die Verbesserung der Lage von Haus-, Nutz- und Wildtieren in Deutschland, aber auch in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dazu gehört unter anderem ein Projekt in Indien, wo mancherorts Eselbesitzer ihren Tieren die Nüstern aufschneiden - in dem Irrglauben, den Eseln dadurch mehr Luft zu verschaffen, um deren Trageleistung zu verbessern. "All unsere Projekte sind mit einem Bildungsansatz verbunden", sagt WTG-Geschäftsführerin Bettina Praetorius. Die Organisation schicke Tierärzte in verschiedene Länder, die die lokale Bevölkerung mit der Versorgung und den Bedürfnissen der Tiere vertraut machten.

Kampagne gegen Massentierhaltung

In Deutschland beschäftigt sich die WTG vorwiegend mit dem Umgang mit Nutztieren wie Schweinen, Kühen und Hühnern. So soll die Kampagne "Kuh plus Du" über das Leben von Milchkühen aufklären. "Etwa 25 Prozent der Kühe stehen in Anbindehaltung", sagt Kampagnen-Leiter Leif Koch. Das bedeute, dass die Tiere den Großteil ihres Lebens mit einer Kette um den Hals im Stall stehen müssten. Zudem könnten viele Kälbchen nicht mehr bei ihrer Mutter aufwachsen. In einigen Fällen würden den Kälbern auch die Hornknospen ausgebrannt, damit sich keine Hörner mehr bilden und die Tiere sich in den engen Ställen nicht gegenseitig verletzen könnten.

"Es ist falsch, wenn wir Tiere an die Ställe anpassen", sagt WTG-Mitglied Koch. "Wir müssen endlich lernen, die Stallungen an die Tiere anzupassen." Tierschutz fange beim Menschen an. "Es ist unsere Aufgabe, Tiere zu schützen."

Stand: 31.08.2015

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