Hochhaus "Turning Torso" in Malmö, Totalansicht

Stichtag

27. August 2005 - Hochhaus "Turning Torso" in Malmö wird eingeweiht

Der Kockumskran, ein Koloss von 138 Meter Höhe, prägt jahrzehntelang die Silhouette von Malmö. Als der stählerne Portalkran nach dem Niedergang der Werftindustrie 2002 demontiert wird, trauern viele Bewohner in Schwedens drittgrößter Stadt ihrem Wahrzeichen nach.

Doch zur gleichen Zeit wächst ganz in der Nähe ein Turm in die Höhe, der bald als architektonisches Highlight und Zukunftssymbol der einstigen Werftenmetropole gefeiert wird. Wie ein gewundener menschlicher Körper schraubt sich der weiße "Turning Torso" in den Himmel über der Stadt am Öresund. Mit 190 Metern und 54 Etagen ist der am 27. August 2005 eingeweihte Wolkenkratzer das höchste Wohngebäude Skandinaviens.

Ein Stararchitekt verrechnet sich

Seine Entstehung verdankt der "Turning Torso" einer Skulptur des Künstlers und Architekten Santiago Calatrava. Fasziniert von dessen "Twisting Torso" beauftragt Johnny Örbäck, Chef des Wohnungskonzerns HSB, den Spanier mit dem Bau eines Wolkenkratzers nach dem Vorbild der Skulptur. Calatrava entwirft einen Wohnturm aus neun würfelartigen Segmenten zu je fünf Stockwerken, wobei jeder Kubus um 1,6 Grad gegenüber dem unteren verdreht ist. Von der Basis bis zur Spitze windet sich der "Turning Torso" so ganze 90 Grad um die eigene Achse. Eine stählerne "Wirbelsäule" an einer Fassadenkante unterstreicht die einzigartige perspektivische Wirkung des Gebäudes.

Calatrava hatte zur Bedingung gemacht, dass sein Meisterwerk ohne Konkurrenz durch andere Hochhäuser bleibt. So bietet sich vom obersten Stockwerk, das die fünf Lifte in nur 38 Sekunden erreichen, ein atemberaubender, unverstellter Blick über Malmö und das Meer mit der majestätischen Öresundbrücke. An guten Tagen reicht die Sicht bis zur dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Bei der Berechnung der tragenden Stahlbetonkonstruktion hatte sich Stararchitekt Calatrava allerdings gründlich verkalkuliert. Durch die erforderlichen Nachrüstungen schießt die geplante Bausumme von 80 Millionen Euro um das Doppelte in die Höhe, was den HSB-Manager Örbäck seinen Chefsessel kostet.

Service wie im Spitzenhotel

Anfangs bietet HSB die 45 bis 190 Quadratmeter großen Appartements zum Kauf an. Doch der Markt für Luxusimmobilien im vom Strukturwandel gebeutelten Malmö schwächelt. So werden die 147 Wohneinheiten im "Turning Torso" vermietet – zu Preisen zwischen 780 und 2.800 Euro monatlich. In den beiden untersten Kuben residieren Firmen. Die privaten Mieter darüber genießen einen für schwedische Verhältnisse verschwenderischen Luxus. Jedes Appartement ist individuell zugeschnitten und mit allerfeinsten Materialien ausgestattet. Dazu gibt es eine Saunalandschaft mit Pool im 43. Stock, eine Aussichtslounge im 49. sowie einen hauseigenen Weinkeller.

Eine Garde von Portiers und Concierges kümmert sich wie in einem Spitzenhotel um nahezu jeden Wunsch der Mieter. Und selbst in der Turmspitze wohnt es sich behaglich: Bei einem Orkan schwankt der "Turning Torso" um maximal 30 Zentimeter. Die Faszination des international viel beachteten Drehwurm-Wolkenkratzers wirkt sich auch positiv auf den Strukturwandel Malmös aus. Dank des neuen Wahrzeichens aus Stahl, Beton und Glas wandelt sich der Stadtteil Västra Hamnen im westlichen Hafengebiet zu einer angesagten modernen Wohn- und Geschäftsgegend. Das Monstrum Kockumskran vermissen nur noch Werft-Nostalgiker.

Stand: 27.08.2015

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